IHK-Energiewende-Barometer 2025

Hohe Energiekosten belasten Wettbewerbsfähigkeit der Industrie

Wiesbaden, 17. Dezember 2025
Die Unternehmen in Deutschland können die Transformation nur dann erfolgreich bewältigen, wenn dabei ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt. Dies wird bei der Auswertung des Energiewende-Barometers 2025 der IHK-Organisation in Hessen einmal mehr deutlich.
Im Mittelpunkt der Befragung steht die Frage, wie Unternehmen die Auswirkungen der Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit einschätzen. Für knapp jeden zweiten hessischen Industriebetrieb (48 Prozent) wirkt sich die Energiewende negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit aus. Zwar ist dies ein Rückgang um zehn Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr, von einer Entwarnung kann jedoch keine Rede sein. 62 Prozent der Unternehmen sehen sich gezwungen, steigende Energiekosten an ihre Kunden weiterzugeben.
„Hohe Energiepreise treiben die Produktionskosten in die Höhe und verschärfen den internationalen Wettbewerbsdruck. Hinzu kommen übermäßige Bürokratie, Fachkräftemangel, unsichere Lieferketten sowie eine hohe Steuer- und Abgabenlast. Diese Kombination gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit massiv. “, sagt Dr. Felix Heusler, Vizepräsident des Hessischen Industrie- und Handelskammertags (HIHK).
Die hohen Energiekosten wirken sich auch deutlich auf die Investitionsentscheidungen der Betriebe aus: 34 Prozent investieren weniger in ihre betrieblichen Kernprozesse, über 18 Prozent verschieben Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen, und mehr als 20 Prozent sparen bei Forschung und Innovation.
„Unternehmen in Deutschland Zahlen deutlich mehr für Strom und Wärme als ihre Wettbewerber in anderen Ländern“, erklärt Dr. Felix Heusler. „Dieses Geld fehlt den Betrieben an anderer Stelle, vor allem für Investitionen in die Transformation.“
Neben den Kosten kommt hinzu, dass übermäßige Bürokratie, fehlende Planungssicherheit sowie lange Planungs- und Genehmigungsverfahren die Transformation ausbremsen.
Das Energiewendebarometer beleuchtet zudem die Entwicklung der Energie- und Kraftstoffpreise in den vergangen zwölf Monaten. Rund die Hälfte der Unternehmen berichtet von weiteren Preissteigerungen bei Strom und Wärme (Gas, Fernwärme, Heizöl). Bei Kraftstoffen wie Benzin und Diesel sind mehr als 40 Prozent der Betriebe betroffen. Rund 30 Prozent geben an, dass die Energiepreise insgesamt auf einem dauerhaft hohen Niveau verharren.
Zu den von der Bundesregierung geplanten Entlastungsmaßnahmen ab dem 1. Januar 2026 – darunter die Abschaffung der Gasspeicherumlage, der Zuschuss zu den Netzentgelten, die Senkung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe sowie die Einführung eines Industriestrompreises – erklärt Dr. Felix Heusler: „Diese Maßnahmen sind wichtige Signale, dass die Bundesregierung die massive Belastung der Unternehmen durch hohe Energiepreise erkannt hat. Ohne grundlegende strukturelle Reformen lassen sich jedoch weder die Systemkosten dauerhaft senken noch die Versorgungssicherheit gewährleisten.“
Besorgniserregend ist zudem, dass knapp 30 Prozent der hessischen Industriebetriebe erwägen, ihre Produktion am Standort Hessen einzuschränken oder ins Ausland zu verlagern.
„Wir erleben derzeit eine strukturelle Wirtschaftskrise, und die Deindustrialisierung ist bereits in vollem Gange. Das zeigt sich vielerorts: Rücklagen in den Betrieben sind weitgehend aufgebraucht, Meldungen über Arbeitsplatzabbau und Produktionsverlagerungen ins Ausland häufen sich, und die Steuereinnahmen brechen zunehmend weg“, so Dr. Heusler weiter.
Das Energiewendebarometer benennt zugleich klare Ansatzpunkte, um aus der Krise herauszukommen. 82 Prozent der Unternehmen fordern bundesweit eine Senkung von Steuern und Abgaben auf den Strompreis. 81 Prozent sprechen sich für bessere Rahmenbedingungen für Eigenversorgung und Direktlieferverträge (PPAs) aus. Fast drei Viertel der Betriebe (72 Prozent) halten eine verlässliche Infrastruktur für entscheidend. Zudem befürwortet jeweils rund die Hälfte der Unternehmen einen klaren Rechtsrahmen für CO₂-Abscheidung und -Speicherung sowie einen breiten Zugang zu Wasserstoff.
„Die Unternehmen in Deutschland erwarten von der Bundesregierung, dass sie die Wettbewerbsfähigkeit konsequent zur obersten Priorität macht: alles unterlässt, was sie schwächt, und alles unternimmt, was sie stärkt. Dafür braucht es auch einen echten Neustart in der Energiepolitik, der auf Technologieoffenheit setzt und Raum für Innovation schafft,“ sagt Dr. Heusler abschließend.

Aus Hessen haben rund 274 Unternehmen an der Befragung teilgenommen. Die Umfrage wurde im Juni 2025 durchgeführt. Bundesweit haben 3.625 Unternehmen geantwortet. Das „Energiewende-Barometer Hessen 2025“ finden Sie rechts zum Download.