IHK-Energiewende-Barometer Hessen 2024

Hohe Energiepreise gefährden Wettbewerbsfähigkeit und führen zu Produktionsverlagerungen

Wiesbaden, 23. Oktober 2024
Hohe Preise, zu viel Bürokratie und fehlende Planbarkeit in der Energieversorgung beeinträchtigen die Wettbewerbsfähig. Das zeigt das hessische IHK-Energiewende-Barometer 2024 . Die Umfrage offenbart, dass mittlerweile vier von zehn Industriebetrieben erwägen, ihre Produktion am Standort Hessen einzuschränken oder ins Ausland zu verlagern.
„Die Folgen dieser Verlagerungen sind gravierend und weitreichend: Sie bedeuten nicht nur den Verlust von Arbeitsplätzen, sondern auch einen deutlichen Rückgang der Bruttowertschöpfung und geringere Steuereinnahmen,“ warnt Dr. Felix Heusler, Vizepräsident des Hessischen Industrie- und Handelskammertags und Geschäftsführer der Isabellenhütte Heusler GmbH & Co. KG, dem ältesten Industrieunternehmen Hessens im IHK-Bezirk Lahn-Dill.
Die Energiewende wirkt sich für 59 Prozent der hessischen Industriebetriebe negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit aus. Unverändert im Vergleich zum Vorjahr geben rund 68 Prozent der Unternehmen an, dass sie gezwungen sind, die zusätzlichen Energiekosten an ihre Kunden weiterzugeben. Die hohen Energiepreise haben auch auf die Investitionspläne der Betriebe Einfluss: Über 30 Prozent investieren weniger in betriebliche Kernprozesse, während rund 22 Prozent angeben, dass sie Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen zurückstellen müssen. 15 Prozent sparen bei Mitteln für Forschung und Innovationen.
Das größte Hindernis für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen sehen die hessischen Unternehmen in der fehlenden Planbarkeit und Verlässlichkeit der Energiepolitik. Mehr als 63 Prozent der Unternehmen fühlen sich durch diese Unsicherheit ausgebremst. Neben der Planungsunsicherheit beklagen 61 Prozent der Betriebe überbordende Bürokratie, sowie 45 Prozent die langsamen Planungs- und Genehmigungsverfahren, die ihre Klimaschutz- und Transformationsvorhaben verzögern.
Mehr als drei Viertel der Unternehmen sprechen sich für eine Senkung von Steuern und Abgaben auf den Strompreis aus. 90 Prozent der hessischen Unternehmen fordern zudem bessere Rahmenbedingungen für die Eigenversorgung mit Strom und den Abschluss von Direktlieferverträgen. Diese Maßnahmen sind zentrale Bausteine, um den Anteil von Grünstrom zu erhöhen und die Abhängigkeit von fossilen Energien zu verringern. Auch die Grundlastversorgung muss laut den Unternehmen gesichert und störungsfrei sein, um eine stabile Energieversorgung zu gewährleisten.
Mehr als zwei Drittel der hessischen Unternehmen sehen darüber hinaus dringenden Handlungsbedarf bei der planungssicheren Bereitstellung von Wasserstoff als Energieträger für alle Branchen.
Ein wesentlicher Pfeiler der Energiewende ist der Ausbau erneuerbarer Energien, der insbesondere für Hessen von zentraler Bedeutung ist. Doch die Unternehmen sehen hierbei erhebliche Hürden: Der Fortschritt beim Ausbau von Photovoltaik und anderen erneuerbaren Energien verläuft ihrer Einschätzung nach noch zu langsam.
Trotz dieser Herausforderungen engagieren sich die Unternehmen bereits intensiv, um ihre Energieeffizienz zu steigern. 84 Prozent der hessischen Betriebe haben bereits Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz ergriffen. Zudem haben 27 Prozent eigene Kapazitäten zur Erzeugung erneuerbarer Energien aufgebaut, und weitere 25 Prozent planen entsprechende Schritte. Für viele Unternehmen ist diese Eigenversorgung ein entscheidender Faktor, um langfristig stabile Energiepreise zu sichern und den Anteil von Grünstrom zu erhöhen. Dennoch bleibt Hessen auch künftig stark auf Energieimporte angewiesen.
„Die Politik muss dringend Strategien entwickeln, um den prognostizierten Anstieg des Strombedarfs zu decken. Die Ergebnisse des Energiewende-Barometers 2024 zeigen deutlich, dass die Energiewende die hessische Wirtschaft weiterhin stark belastet. Jetzt gilt es, die Rahmenbedingungen zu verbessern und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu sichern und den Standort Hessen zukunftsfähig zu gestalten“, fasst Dr. Felix Heusler die Ergebnisse zusammen.
Über das Energiewende-Barometer 2024 der IHK-Organisation in Hessen: Die Umfrage wurde im Juni 2024 durchgeführt. Bundesweit haben 3.283 Unternehmen geantwortet. Aus Hessen haben rund 230 Unternehmen an der Befragung teilgenommen. Das „Energiewende-Barometer Hessen 2024“ finden Sie auf der Website rechts zum Download.