Energiewende-Barometer 2021
Energiewende: Wirtschaft engagiert, aber jeder Vierte sieht Wettbewerbsfähigkeit gefährdet
Für jedes vierte Unternehmen in Hessen ist die Energiewende eine Herausforderung für die eigene Wettbewerbsfähigkeit. In der Industrie ist mehr als jeder dritte Betrieb betroffen. Das geht aus dem jährlichen Energiewende-Barometer des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK) hervor. Es basiert auf den Einschätzungen von rund 250 hessischen Betrieben.
Die hessische Wirtschaft engagiere sich vielfältig bei der Energiewende und im Klimaschutz, heißt es vom HIHK. 80 Prozent der befragten Betriebe wollen ihre Energieeffizienz steigern oder haben dies bereits getan. Zwei Drittel setzen auf den Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, 60 Prozent wollen elektrisch betriebene Fahrzeuge anschaffen oder sind bereits tätig geworden. Für ebenso gut 60 Prozent steht der Bezug von Ökostrom auf der Agenda. Zugleich nimmt bei vielen hessischen Unternehmen die Verunsicherung wegen unklarer Rahmenbedingungen zu.
„Die allermeisten Unternehmen wollen noch mehr zum Klimaschutz beitragen. Dafür muss die Politik wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen bei Energieangebot und Energiekosten ermöglichen, nicht nur Minderungsziele formulieren. Erst dann können viele Unternehmen in der Praxis ihre Produktionsverfahren und die Energieversorgung Richtung Klimaneutralität umstellen“, meint Eberhard Flammer, Präsident des HIHK.
Die Erwartungen an die Politik sind klar: 98 Prozent der befragten Unternehmen wollen, dass sich die Politik geschlossen hinter die Beschlüsse zum Ausbau des Stromnetzes stellt. 97 Prozent sehen Potenzial bei der Beschleunigung der Genehmigungsverfahren. Mehr als 8 von 10 Betrieben fordern eine Senkung von Steuern und Abgaben auf den Strompreis. Knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen raten außerdem dazu, die Anstrengungen zur Energiewende auf einen umfassenden Emissionshandel zu konzentrieren. In diesem Zusammenhang sprechen sich 82 Prozent der Unternehmen dafür aus, die nationale CO2-Bepreisung in ein europäisches System zu überführen und damit vergleichbare Wettbewerbsbedingungen in Europa zu schaffen.
„Wir wünschen uns für die laufenden Koalitionsverhandlungen im Bund mehr Klarheit und Vorrang für marktwirtschaftliche Lösungen. Fast 85 Prozent der befragten Unternehmen in Hessen sind Technologieoffenheit, Wirtschaftlichkeit und Freiwilligkeit bei der Energiewende wichtig“, hebt Flammer hervor. „Bei der Verwirklichung der Klimapolitik dürfen wir zwei Aspekte nicht aus den Augen verlieren: Ohne eine Beschleunigung von Planung und Genehmigung beim Ausbau der Erneuerbaren wird es nicht gehen. Und unsere Unternehmen bieten Beschäftigung für Millionen Menschen. Gerade kleine und mittlere Betriebe wollen den Wandel mitgestalten. Das können sie aber nur, wenn sie nicht von politischen Vorgaben überfordert werden. Hier erhoffen wir uns positive Signale von der Landes- und Bundespolitik“, so Flammer abschließend.
Hintergrund: An der Befragung zum hessischen IHK-Energiewende-Barometer haben 246 Betriebe aus den Branchen Industrie, Bauwirtschaft, Handel und Dienstleistungen teilgenommen. Die Befragung fand vom 7. bis zum 25. Juni 2021 statt.