Heimat shoppen – Interview mit Hessens Wirtschaftsminister und Schirmherr Tarek Al-Wazir

Mit der Aktion Heimat shoppen setzen die hessischen Industrie- und Handelskammern ein Zeichen für lebenswerte Innenstädte und Ortskerne. Über 100 Gewerbevereine, Wirtschaftsförderungen und Initiativen aus Hessen beteiligen sich dieses Jahr und erwecken Heimat shoppen vor Ort in den Kommunen zum Leben. Das Aktionswochenende findet am 9. und 10. September 2022 statt, die Schirmherrschaft hat der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir übernommen.
Herr Minister Al-Wazir, Sie haben die Schirmherrschaft zur hessischen IHK-Aktion Heimat shoppen übernommen. Worin sehen Sie den Beitrag von Heimat shoppen für die Stärkung der Innenstädte?
Innenstädte und Ortskerne sind von jeher Zonen der Begegnung, des öffentlichen Lebens – weil dort Geschäfte sind und Märkte, Kinos und Theater, Restaurants und Kneipen, die Menschen anziehen. Handel, Gastronomie und Dienstleister sind einfach nicht wegzudenken aus einem vitalen Zentrum, und das gibt es nicht Online. Darauf weist „Heimat shoppen“ hin. Es ist eine Gelegenheit für die lokalen Unternehmen, deutlich zu machen, welchen Beitrag sie zur Attraktivität einer Innenstadt und für die Gesellschaft allgemein – etwa als Ausbildungsbetriebe – leisten.
Als Wirtschaftsminister haben Sie die Auswirkungen der Corona-Pandemie für die innenstadtaffinen Branchen deutlich erlebt. Kann Heimat shoppen hier unterstützen?
Unbedingt. Nach einer langen Zeit der Einschränkungen zeigen die Gewerbetreibenden: „Wir sind (wieder) da“, und die Innenstädte zeigen, was sie zu bieten haben. Das ist ein wichtiges Signal. Aber eins muss klar sein: „Heimat shoppen“ ist eine Antwort auf strukturelle Entwicklungen, aber keine Kompensation für die finanziellen Folgen der Pandemie. Dafür hat es die Überbrückungshilfen und andere Unterstützungsprogramme gegeben.
Was brauchen die hessischen Innenstädte, um lebendige und attraktive Zentren zu bleiben?
Klar ist: Die Uhr lässt sich nicht zurückdrehen, das Einkaufsverhalten und die Lebensgewohnheiten der Vor-Internet-Zeit sind Vergangenheit. Wir müssen deshalb einen neuen Nutzungsmix über den Handel hinaus entwickeln und auf diese Weise neue Anziehungspunkte schaffen. Ein Besuch in der Innenstadt muss eben etwas bieten, was man online nicht bekommt. Das kann die Begegnung mit anderen Menschen sein, ein Konzertbesuch oder einfach ein gutes Eis - viele solcher Momente werden am „Heimat-shoppen“-Wochenende zu erleben sein. Man kann sozusagen einen Vorgeschmack bekommen auf das, was wir strukturell mit dem Bündnis für die Innenstadt und dem angelehnten Förderprogramm „Zukunft Innenstadt“ in den Kommunen anstoßen und unterstützen wollen. Zusammen mit den Bündnispartnern werden wir einen Zukunftsplan für Hessens Innenstädte mit vielen Antworten und guten Beispielen entwickeln.
Der Landeswettbewerb „Ab in die Mitte! Die Innenstadt-Offensive Hessen“ hat dieses Jahr 20jähriges Bestehen gefeiert. Sie waren bei der Preisverleihung in Bebra und haben die Preise überreicht, aber auch Neuerungen angekündigt. Wie sehen diese aus?
„Ab in die Mitte“ ist ein Erfolgsprojekt, das wir fortsetzen werden. Wir erleichtern zukünftig die Abwicklung der Fördermittel und reduzieren den administrativen Aufwand. Das macht die Teilnahme noch attraktiver, und wir hoffen, dass wir damit weiterhin auch viele private Akteure ansprechen. Denn die Innenstadtentwicklung ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Dafür muss man Akteure zusammenbringen, und dazu leistet „Ab in die Mitte“ einen wichtigen Beitrag. Dasselbe versprechen wir uns von „Heimat shoppen“ – auch dabei werden neue Netzwerke entstehen, wie sie für eine zukunftsfähige Ausrichtung der Innenstadt unerlässlich sind.
Zum Abschluss: Was lockt Sie in die Innenstädte in Hessen?
Dass man dort unter Leuten ist. Man trifft dort die ganze Vielfalt unserer Gesellschaft, alle Altersklassen, alle sozialen Schichten, das ganze bunte Leben. Das finde ich einfach anregend.