Grundsatzvereinbarung im transatlantischen Zollkonflikt
Die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen stehen auf dem Spiel – umso wichtiger ist es, dass es in letzter Minute gelungen ist, eine Eskalation im Zollstreit mit den USA abzuwenden. Für viele hessische Unternehmen bedeutet das eine dringend benötigte Atempause.
Wiesbaden, 28. Juli 2025
Mit einem Pauschalzoll von 15 Prozent verteuern sich viele europäische Produkte im US-Markt in Kürze um weitere 5 Prozent. Der Aufschlag bleibt damit zwar unterhalb der zwischenzeitlich angedrohten noch höheren Zollsätze. Trotzdem kann das Ergebnis nicht befriedigen. Die erhoffte Planungssicherheit wird mit einem Kostenaufschlag, der das Geschäft der Unternehmen auf Hessens wichtigsten Auslandsmarkt einseitig erschwert, teuer erkauft.
Zudem sind die Details für die wichtigen hessischen Sektoren Pharma und Chemie noch nicht klar. Arzneimittel konnten bislang als Ausnahme weiterhin zollfrei aus Europa in die USA eingeführt werden. Das könnte sich künftig ändern. Auch bei Chemikalien ist noch nicht veröffentlicht, welche Ausnahmen es künftig geben wird. Eine Verbesserung bringt die Einigung für den Automobilsektor.
„Bei der Ausgestaltung der Detailregelungen muss die EU darauf achten, dass die Interessen unserer Unternehmen gewahrt bleiben. Mittelfristig muss auch im Dialog mit den USA der Abbau von Handelshemmnissen und eine verstärkte Kooperation, etwa die stärkere Verzahnung bei regulatorischen Fragen und technischen Standards wieder auf die Agenda“, so HIHK-Geschäftsführer Frank Aletter. „Außerdem dürfen wir den Blick nicht allein auf die USA richten. Wir brauchen offene Märkte weltweit, insbesondere in Südamerika, Asien und Australien. Handelsabkommen wie mit Mercosur müssen endlich ratifiziert, laufende Gespräche mit Indien, Indonesien und Australien mit Nachdruck fortgeführt werden. Die deutsche Wirtschaft braucht mehr denn je neue Chancen statt neuer Hürden.“
Der US-Markt ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner der hessischen Wirtschaft. 2024 wurden Waren im Wert von 9,3 Milliarden Euro in die USA exportiert, insbesondere pharmazeutische Produkte. Hessische Unternehmen investieren zudem in erheblichem Umfang in den USA – mit rund 125 Milliarden Euro stehen sie für 44 Prozent aller deutschen Direktinvestitionen. Dieses starke Engagement schafft Wohlstand und Beschäftigung auf beiden Seiten des Atlantiks.