Woche der Ausbildung: Ausbildung ist Zukunft - Bedarf der hessischen Betriebe an Auszubildenden bleibt hoch
Die aktive Gewinnung von Nachwuchskräften bleibt ein wichtiger Faktor, um dem Bedarf an Fachkräften zu begegnen. Bereits jetzt zeigt sich: Für das aktuelle Ausbildungsjahr wird die Lücke zwischen Bewerber/innen und gemeldeten Ausbildungsstellen größer. Über die Herausforderungen für Unternehmen, junge Menschen für eine duale Ausbildung zu gewinnen, haben sich Frank Aletter, Geschäftsführer des hessischen Industrie- und Handelskammertages und Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, mit Claus Schäfer, Geschäftsführer der Hübner-Gruppe, bei einem Betriebsbesuch bei dem in Kassel ansässigen Unternehmen ausgetauscht.
Insgesamt meldeten die hessischen Betriebe bis Februar 2023 rund 27.400 Ausbildungsstellen, 350 mehr als vor einem Jahr. Auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz haben sich bis jetzt etwa 22.130 junge Menschen bei den Agenturen für Arbeit in Hessen registrieren lassen.
Bereits im letzten Jahr ging die Zahl der jungen Menschen, die eine duale Ausbildung beginnen wollten und bei den Agenturen für Arbeit registriert waren um 4,3 Prozent zurück. Rund 33.700 junge Menschen waren insgesamt auf der Suche. Ihnen gegenüber standen 34.500 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen der hessischen Betriebe und somit 5,7 Prozent mehr als noch für das vorangegangene Ausbildungsjahr. Auch am Ende der Nachvermittlungsphase (31.12.2022) blieben rund 400 Ausbildungsstellen unbesetzt.
Anlass für den Betriebsbesuch ist die aktuell bundesweit laufende Woche der Ausbildung. Wie in jedem Jahr wirbt die Bundesagentur für Arbeit im März in der Woche der Ausbildung (13. bis 19. März) bei Schüler/innen, Eltern und Lehrer/innen für die duale Ausbildung. In diesem Jahr steht die Woche unter dem Motto „Ausbildung ist Zukunft“.
Frank Aletter, Geschäftsführer des Hessischen Industrie- und Handelskammertages, betonte:
„Vielen Jugendlichen sowie ihren Eltern ist die Gleichwertigkeit der dualen Ausbildung mit akademischen Abschlüssen gar nicht bewusst. Um mehr junge Menschen wieder in die duale Ausbildung zu bringen, muss die Berufsorientierung an den Schulen gestärkt und z. B. auch im Rahmen der Kernfächer aufgegriffen werden. Um Lehrkräften das entsprechende Wissen zu vermitteln, sollten entsprechende Bildungsangebote verpflichtend in der Lehrkräftebildung verankert werden. Das Erleben betrieblicher Praxis für Schülerinnen und Schüler kann zudem durch Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben gefördert werden, z. B. in Form von Praktika, Betriebserkundungen und gemeinsamen Projekten. Diese Angebote sollten unserer Auffassung nach außerdem an allen Schulformen – d. h. auch Gymnasien – angeboten werden, um eine ausgewogene Entscheidung treffen zu können.“
„Die duale Ausbildung ist ein Erfolgsmodell, um das uns viele Länder beneiden. Wenn es um Einkommen, Absicherung gegen Arbeitslosigkeit, Aufstiegschancen und spannende Berufe geht, kann sich ein Ausbildungsberuf durchaus gegenüber einem Studium behaupten. Dennoch entscheiden sich immer mehr junge Menschen und deren Eltern für einen weiteren Schulbesuch oder einen Studienabschluss. Die Folgen sind fatal, denn wo heute Ausbildungsplätze nicht besetzt werden können, fehlen morgen die dringend benötigten Fachkräfte. Es muss uns langfristig gelingen, die Attraktivität der dualen Berufsausbildung besser zu kommunizieren. Von den guten Startvoraussetzungen bis hin zu den vielfältigen Perspektiven, die eine Ausbildung bietet“, fasste Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen, zusammen:
Claus Schäfer, Geschäftsführer der Hübner-Gruppe, sagte:
„Seit vielen Jahrzehnten ist es Teil der Unternehmensphilosophie von Hübner, dass wir Fachkräfte selbst und bedarfsgerecht ausbilden, weiterentwickeln und so versuchen sie langfristig zu halten. Auch deshalb entwickeln wir unsere Ausbildungsaktivitäten stetig weiter. Um den Anforderungen der Digitalisierung gerecht zu werden, beginnen in diesem Jahr erstmals eine angehende Kauffrau für Digitalisierungsmanagement und ein angehender Fachinformatiker ihre Ausbildungen bei Hübner.“
Dr. Thomas Fölsch, Bereichsleiter Aus- und Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg: "Nordhessen und der Kreis Marburg gehören zu den ausbildungsstärksten Regionen in Hessen. Die starke Ausbildungsleistung unserer Mitgliedsunternehmen zahlt auf die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts ein - dafür steht beispielhaft das Engagement der Hübner-Gruppe. Ein Standort ist nur so gut, wie das Gewinnen und Sichern von Fachkräften gelingt. Als IHK Kassel-Marburg unterstützen wir dabei auf unterschiedlichen Feldern. Das neueste Angebot ist unser YouTube-Kanal, der auf unterhaltsame Weise und interaktiv über die Vielfalt dualer IHK-Berufsbilder informiert."
Dr. Frank Martin ergänzte:
„Die Agenturen für Arbeit unterstützen Schüler/innen, Eltern, Lehrer/innen sowie Arbeitgeber/innen auf der Suche nach dem richtigem Ausbildungsplatz oder Azubi. Die Berufsberater/innen sind an allen hessischen Schulen präsent. Darüber hinaus können Schüler/innen in Einzelgesprächen oder in den Berufsinformationszentren weitere Unterstützung erhalten. Wer lieber virtuell unterwegs ist, kann die vielfältigen Onlineangebote nutzen. Von den klassischen Kommunikationswegen bis hin zu Social Media haben wir für alle etwas dabei“.
Zum ersten Mal führte die Bundesagentur für Arbeit in diesem Jahr eine Woche der digitalen Elternabende durch. Im Februar informierten sich in rund 8.000 Haushalten Eltern und ihre Kinder bei über 50 Unternehmen über deren Ausbildungsangebote.