Vor Corona-Gipfel: Hessische Wirtschaft warnt vor zweitem Lockdown
27. Oktober 2020
Mit Blick auf die morgigen Beratungen der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin zur aktuellen Corona-Lage äußert sich Eberhard Flammer, Präsident des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK):
„Hessens Betriebe dürfen nicht abermals zum Stillstand kommen. Ein neuerlicher Lockdown würde verheerend wirken. Er ginge an die Substanz unserer Wirtschaft. Anders als zu Beginn des Jahres ist die Eigenkapitalsituation in vielen Betrieben kritisch. Sie können nicht einfach auf Pause stellen – die Folgen sind für die Betriebe, Beschäftigung und die Steuerbasis nicht absehbar.Es ist zielführender, kurzfristig mit Einschränkungen im Privaten zu leben, als die Wirtschaft erneut in Schließungen zu schicken. Die gesamte hessische Wirtschaft, vor allem auch Handel, Gastronomie, Hotellerie, Veranstalter, hat in ihrer Breite gezeigt, dass sie Infektionsschutz verantwortungsvoll umsetzt. Wenn das Infektionsgeschehen maßgeblich durch privates Verhalten getrieben wird, sind harte Auflagen für Wirte oder den Handel weder ein geeignetes noch ein angemessenes Mittel zur Pandemiebekämpfung.Seit Monaten kämpfen sich Hessens Unternehmen aus dem Corona-Tal des Frühjahrs. Die aktuelle Konjunktur ist zerbrechlich, aber sie erholt sich. Hessens Firmen brauchen jetzt Planbarkeit und so wenig staatliche Eingriffe wie nötig. Bund und Länder sollten sich auf möglichst eindeutige und einheitliche Regeln verständigen. Sonst setzen wir die wirtschaftlichen Erfolge der bisherigen Corona-Politik aufs Spiel. Und gefährden die positiven Impulse, die es durch Milliarden an steuerfinanzierten Rettungsmaßnahmen gab.Auch ohne behördlich angeordnete Schließungen werden die kommenden Monate hart für Hessens Wirtschaft. Mit einer Ausweitung des Verlustrücktrags kann die Politik Unternehmen sehr zielgenau unterstützen und die Folgen der absehbaren Nachfrageausfälle abfedern helfen.“
© Annika List, HIHK