Starkes Wachstum: Hessische Exporte steigen trotz Corona und Lieferengpässen
29. Dezember 2021 - Trotz Corona-Pandemie und Lieferengpässen könnte es das beste Exportjahr für Hessens Wirtschaft werden. Hessische Betriebe haben im bisherigen Jahresverlauf rund 13 Prozent mehr exportiert als 2020. Die Exporte liegen damit auch mehr als 5 Prozent über dem Niveau von 2019, dem Jahr vor der Corona-Krise. Der Wert der hessischen Ausfuhren nähert sich damit 2021 zum ersten Mal der 70-Milliarden-Euro-Marke an. Das meldet der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) und beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Die Exportzahlen liegen bis einschließlich Oktober vor und ließen laut HIHK eine erste belastbare Prognose für das Gesamtjahr zu.
Besonders gut entwickelte sich die Auslandsnachfrage nach chemischen und pharmazeutischen Produkten aus Hessen. Sie legte um 15 Prozent zu. Der wichtigste Auslandsmarkt für hessische Exporteure waren auch 2021 die USA. Die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent und werden sich 2021 auf rund 9,5 Milliarden Euro summieren. Selbst das Vor-Corona-Niveau von 2019 wird damit um mehr als ein Viertel übertroffen.
„Trotz der guten Absatzzahlen war 2021 ein schwieriges Jahr im Exportgeschäft. Hessische Betriebe hatten mit etlichen Herausforderungen zu kämpfen, allen voran den weltweiten Folgen der Corona-Pandemie. Wegen Reisebeschränkungen blieb es schwierig, den Kontakt zu Kunden zu halten oder Geschäfte abzuwickeln, etwa weil Montagearbeiten sich verzögerten. Aber auch Lieferschwierigkeiten wurden seit dem Frühjahr bei Vorprodukten und Rohstoffen zum Problem. Parallel schossen die Beschaffungspreise vielfach in die Höhe“, so Dr. Jürgen Ratzinger, Federführer International beim HIHK. „Das große Engagement in den Betrieben und starke Branchen wie die Chemie- und Pharmaindustrie machen dieses Exportjahr trotz aller Widrigkeiten zum Erfolg. Das ist gut für Hessen und die hiesigen Arbeitsplätze. Denn mehr als die Hälfte ihres Umsatzes erwirtschaftet die hessische Industrie im Ausland“, so Ratzinger weiter.
Sorgenkind war 2021 das Geschäft in Großbritannien: Die Exporte hessischer Unternehmen sind gegenüber 2020 um 29 Prozent eingebrochen. Zu Jahresbeginn traten im Zuge des Brexit neue Zollverfahren und Grenzformalitäten in Kraft, die einen erheblichen Mehraufwand bedeuten. So wird der Exportumsatz mit dem Vereinigten Königreich nur knapp 2,9 Milliarden Euro statt 4 Milliarden Euro im Jahr zuvor betragen. Damit fällt das Land in der Rangliste wichtiger hessischer Absatzmärkte auf Rang acht zurück. 2014 belegte es noch Platz zwei.
Positiv überraschen konnten 2021 die hessischen Exporte in Richtung Polen. Sie stiegen um knapp 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mittlerweile ist Polen der drittgrößte Absatzmarkt für Hessens Exporteure. Mit einem Exportvolumen von geschätzt 4,8 Milliarden Euro schließt Polen sogar zu Frankreich auf, dem mit etwa 5 Milliarden Euro Exportvolumen wichtigsten Absatzmarkt in der EU. Das Frankreich-Geschäft konnte 2021 mit einem Plus von knapp 20 Prozent die coronabedingten Einbußen des Vorjahres mehr als kompensieren. Da auch in den meisten anderen EU-Nachbarländern der Absatzrückgang von 2020 aufgeholt wurde, können hessische Betriebe im EU-Geschäft dieses Jahr insgesamt ein Plus von 18 Prozent verbuchen.
Mit einem Zuwachs von 5,5 Prozent entwickelte sich das China-Geschäft in diesem Jahr vergleichsweise verhalten. Dafür erwies sich die Volksrepublik 2020 mit einem Absatzplus als wichtiger Stabilisator in der hessischen Exportbilanz. Heute liegt der Umsatz mit Kunden in China um 7,8 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau 2019.
Hintergrund:
Das verarbeitende Gewerbe in Hessen erzielt rund 55 Prozent seines Gesamtumsatzes im Ausland. Auch der Handel und der Dienstleistungssektor sind stark international ausgerichtet. 2021 exportierten hessische Unternehmen Waren im Wert von knapp 70 Milliarden Euro (2020: 61,8 Mrd. Euro).
Hessens wichtigste Exportpartner waren von Januar bis Oktober 2021 der Reihenfolge nach die USA, Frankreich, Polen, China, Italien, Österreich, die Niederlande und das Vereinigte Königreich. Die meisten Auslandswaren wurden der Reihenfolge nach aus den USA, China, der Schweiz, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und Italien nach Hessen eingeführt.