Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“

Investitionen strategisch steuern – Wirtschaft fordert klare Prioritäten


Wiesbaden, 11. November 2025.
Der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) sieht im Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität eine Chance, die seit Jahren bekannten Investitionsdefizite im Land gezielt anzugehen. „Investitionen in Infrastruktur, Energie und Digitalisierung sind für Hessens Zukunftsfähigkeit unverzichtbar“, erklärt HIHK-Präsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller. „Aber sie müssen zielgerichtet erfolgen – dort, wo sie die Standortqualität tatsächlich verbessern und wirtschaftliche Dynamik auslösen.“
Mit dem Sondervermögen von 7,4 Mrd Euro stehen erhebliche Mittel für Hessens Zukunft bereit. Entscheidend ist nun, dass diese Gelder zielgerichtet eingesetzt und strategisch aufeinander abgestimmt werden. „Damit die Investitionen ihre volle Wirkung entfalten, braucht es eine abgestimmte Investitionsarchitektur, in der Straßen, Schienen, Energieinfrastruktur und Wohnraum gemeinsam gedacht und umgesetzt werden“, so Schoder-Steinmüller. „Hessen hat jetzt die Chance, mit einer klugen Steuerung und klaren Prioritäten Maßstäbe zu setzen – für eine moderne, leistungsfähige Infrastruktur und einen starken Wirtschaftsstandort.“
Ein Schwerpunkt des Programms liegt mit rund 730 Millionen Euro auf Mobilität und Wohnungsbau. Für den HIHK ist das ein positives Signal, aber angesichts des immensen Sanierungs- und Modernisierungsbedarfs dürften weniger als 10 Prozent des Gesamtvolumens für diese beiden zentralen Handlungsfelder nicht ausreichend sein. „Das Verkehrsnetz ist das Rückgrat unseres Wirtschaftsstandorts. Engpässe bei Brücken, Landesstraßen und Schienenverbindungen bremsen Wachstum und belasten Unternehmen im ganzen Land. Jeder investierte Euro zählt – aber er muss dort ankommen, wo er die größte Wirkung entfaltet“, betont Schoder-Steinmüller. „Wir würden uns mehr Klarheit wünschen, wie die Mittel eingesetzt werden sollen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und warum Mittel in bereits laufende und eigentlich durchfinanzierte Schienenverkehrsprojekte wie die Regionaltangente West und die Nordmainische S-Bahn fließen, statt neue Impulse zu setzen.“
Der HIHK fordert zudem, die Bereitstellung der Mittel mit strukturellen Reformen zu verknüpfen – insbesondere bei Planungs- und Genehmigungsverfahren. „Investitionen und Reformen müssen Hand in Hand gehen. Nur wenn Verfahren schneller und flexibler werden, entsteht aus dem Sondervermögen auch ein tatsächlicher Modernisierungsschub“, so die HIHK-Präsidentin weiter.
Damit die Mittel ihre volle Wirkung entfalten können, brauche es neben der kommunalen Verantwortung auch eine koordinierende Rolle des Landes, um landesweite Ziele und Prioritäten im Blick zu behalten. „Auch wenn die Kommunen bei der Mittelverwendung große Freiheiten haben, bleibt das Land in der Verantwortung, den Rahmen zu setzen und den Gesamtprozess zu koordinieren – damit Investitionen nicht nebeneinanderherlaufen, sondern gezielt ineinandergreifen“, betont Schoder-Steinmüller. „Wir sind es den nachfolgenden Generationen schuldig, dass sie nicht nur vor einem Schuldenberg stehen, sondern von einer modernen und zukunftsfähigen Infrastruktur profitieren.“