Hessische Unternehmen halten sich bei Investitionen zurück

HIHK warnt vor Folgen für den Wirtschaftsstandort

Wiesbaden, 2. Dezember 2025
Die Investitionsbereitschaft in der hessischen Wirtschaft bleibt auf einem besorgniserregend niedrigen Niveau. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage des Hessischen Industrie- und Handelskammertags (HIHK) vom Herbst 2025. Der Investitionssaldo liegt seit zweieinhalb Jahren durchgehend im negativen Bereich – das letzte Mal, dass er auch nur leicht positiv war, war Mitte 2023. „Wenn Unternehmen über Jahre hinweg weniger investieren, ist das ein Warnsignal für den Standort“, sagt HIHK-Präsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller. „Hessen braucht Mut zur Modernisierung – doch dieser Mut setzt verlässliche, wettbewerbsfähige Standortbedingungen voraus.“

Ersatz statt Ausbau – Innovationskraft gerät unter Druck

Besonders deutlich wird der Investitionsstau beim Blick auf die Investitionsmotive: In der aktuellen Umfrage wird der überwiegende Teil der Investitionen von Ersatzbedarf bestimmt – also beispielsweise dem Austausch bestehender Anlagen. „Das trägt zum Erhalt des laufenden Betriebs bei, aber nicht zur Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes“, so Schoder-Steinmüller. Zukunftsprojekte, Wachstumsimpulse und neue Geschäftsmodelle werden vielerorts zurückgestellt. Noch gravierender: Den Investitionsstand von 2019 haben die hessischen Unternehmen seit Beginn der multiplen Krisen nicht mehr erreicht. Seither ist der Saldo spürbar rückläufig.

Unternehmen als Rückgrat – nicht als Gegenspieler

Der HIHK weist in diesem Zusammenhang auf den gesellschaftlichen Beitrag hin, den die hessische Wirtschaft täglich leistet – insbesondere der breit aufgestellte Mittelstand mit seinen inhabergeführten Betrieben. Sie sorgen für Ausbildung, Beschäftigung, regionale Wertschöpfung und soziales Engagement in Vereinen und Kommunen. „Wer den Standort stärken will, muss auch anerkennen, was unsere Unternehmerinnen und Unternehmer leisten“, betont Schoder-Steinmüller. „Sie übernehmen Verantwortung – für ihre Mitarbeitenden, ihre Regionen und unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Viele von ihnen führen Betriebe seit Generationen und investieren selbst dann weiter, wenn die Rahmenbedingungen schwierig sind.“ Die jüngsten zugespitzten öffentlichen Debatten würden diesem Bild nicht gerecht. „Die Realität sieht anders aus: Die allermeisten Unternehmerinnen und Unternehmer arbeiten unter hohem Druck, kämpfen mit Bürokratie, steigenden Kosten und Fachkräftemangel – und sorgen dennoch dafür, dass Hessen ein starkes Industrieland bleibt.“

HIHK fordert Verbesserung der Standortbedingungen

Damit Investitionen wieder anziehen, braucht es aus Sicht des HIHK ein grundlegendes Signal der politischen Verlässlichkeit – etwa durch:
• schnellere Genehmigungen und planbare Verfahren,
• wettbewerbsfähige Energiekosten,
• zielgerichtete Infrastrukturinvestitionen,
• weniger Bürokratie im Tagesgeschäft der Betriebe.
„Wenn wir wollen, dass Unternehmen in den Standort investieren, müssen wir den Standort investitionsfähig machen“, so Schoder-Steinmüller. „Hessen braucht Investitionen – und die Unternehmen brauchen die richtigen Rahmenbedingungen dafür. Spürbare Verbesserungen blieben bislang leider aus. “