Mehr Unternehmensgründungen in Hessen - Gemeinsamer Gründerreport von HIHK und Hessischem Handwerk

14. November 2022 - Im letzten Jahr wurden in Hessen so viele Unternehmen gegründet wie seit 2016 nicht mehr. 61.300 Gewerbe wurden angemeldet, 50.600 Betriebe verschwanden vom Markt. Damit wurden 10.700 Unternehmen mehr an- als abgemeldet. Die meisten Gründungen fanden in den Branchen Handel, Dienstleistungen und im Baugewerbe statt. Das geht aus dem Gründerreport des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK) und der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern hervor. 37 Prozent der Existenzgründer von Einzelunternehmen in Hessen waren Frauen. Der Anteil ausländischer Staatsbürger am Gründungsgeschehen betrug 27 Prozent und war damit in Relation zum Anteil an der Gesamtbevölkerung überdurchschnittlich hoch. 
“Die Zahlen stimmen zuversichtlich. Denn allen Herausforderungen zum Trotz: In Hessen wurden so viele Betriebe gegründet wie seit fünf Jahren nicht mehr. Das lässt erahnen, welche Gründungsdynamik bei besseren Bedingungen möglich wäre. Von der Politik wünschen wir uns Bürokratie-Erleichterungen für Gründer, vereinfachte Steuerregeln und einen besseren Zugang zu Finanzierungsmitteln. Das würde den Gründergeist in Hessen weiter fördern und noch mehr Frauen und Männer zu einer Selbstständigkeit motivieren”, sagte Kirsten Schoder-Steinmüller, Präsidentin des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK).
Die Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, Susanne Haus, forderte eine stärkere Berufsorientierung für junge Menschen. Die Einführung eines Schulfachs “Arbeitslehre” an allen Schulen sei eine gute Möglichkeit, Schülerinnen und Schülern das Thema Wirtschaft und damit einen gewissen Gründergeist näher zu bringen. Die Möglichkeit, sein eigener Chef zu sein, sollte viel stärker in den gesellschaftlichen Fokus gerückt werden. “Die Gestaltungs- und Verdienstmöglichkeiten einer Selbständigkeit im Handwerk sind sehr attraktiv. Selbstbestimmtes Handeln und Führen gehen mit Kreativität, handwerklicher Expertise und Unternehmergeist einher”, meinte Haus.
Auch die Übernahme eines bestehenden Betriebs könne eine attraktive Form der Gründung sein. Rund 14.600 mittelständische hessische Unternehmen seien bis 2026 übergabereif. Vielen Unternehmerinnen und Unternehmern falle es enorm schwer, geeignete Nachfolger zu finden, betonen Schoder-Steinmüller und Haus. Das liege vor allem an der demografischen Entwicklung, die zu deutlich mehr übergabereifen Betrieben führe als Nachfolger zur Verfügung stünden. Handwerk und IHKs fordern daher mehr politische Aufmerksamkeit und bessere Bedingungen für Unternehmensnachfolgen, um Betriebe und Arbeitsplätze zu sichern.
Die hessischen Handwerkskammern und IHKs bieten zur Existenzgründung und Nachfolge kostenfreie Orientierungsberatungen an. Allein 2021 haben sie zusammen 18.600 Informations- und Beratungsgespräche geführt. Daneben fanden rund 1.000 Veranstaltungen, Sprechtage oder Seminare statt.
Für Unternehmensbeispiele empfehlen wir (Kontaktdaten auf Anfrage):

Als 2021 gegründetes Unternehmen, das künstliche Intelligenz nutzt, um Gebäudeschäden vorherzusagen:
Andreas Bechmann (im sportlichen Leben U23-Europameister im Zehnkampf)
Gründer & Managing Director
Preventio GmbH

Zur Nachfolge im Familienbetrieb:
Pauline Koch
Geschäftsführerin
Albert Koch Maschinen- und Vorrichtungsbau GmbH

Zur Unterstützung von Ausgründungen aus der Wissenschaft:
Dr. Sascha Vogel
Geschäftsführer
science birds GmbH

Zur Übernahme eines bestehenden Betriebs:
Thomas Hilberg
Geschäftsführer
Marburger Gartencenter

Ebenso empfehlen wir die Preisträger, Finalisten und Halbfinalisten des kürzlich verliehenen Hessischen Gründerpreises, bei dem die hessischen Handwerkskammern und IHKs Netzwerkpartner sind.