Konjunktur in Hessen: Wirtschaftslage überwiegend befriedigend
Energiekosten hemmen Entwicklung
8. Februar 2022 - 45 Prozent der hessischen Unternehmen schätzen ihre derzeitige Geschäftslage als befriedigend ein. 37 Prozent halten sie für gut, 18 Prozent für schlecht. Hemmnisse sind vor allem die hohen Energiekosten, Lieferengpässe und im Gastgewerbe die 2G-Plus-Regel. Das geht aus der jüngsten Konjunkturumfrage des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK) hervor, die auf den Antworten von mehr als 2.900 hessischen Unternehmen basiert. Der IHK-Geschäftsklimaindex sinkt auf nun 112 Zähler, nachdem er in der Vorumfrage im Herbst bei 115 Punkten gelegen hatte.
„Die Geschäftslage ist für die meisten Betriebe in Hessen zufriedenstellend, angesichts der schwierigen Umstände. Sie könnte besser sein, müsste Hessens Wirtschaft nicht warten: Auf Lieferungen, sinkende Abgaben und Steuern auf Energie und im Gastgewerbe auf ein Ende von 2G-Plus“, hebt Frank Aletter, Geschäftsführer des HIHK, hervor.
Zwischen den Branchen gibt es in Hessen große Unterschiede. In weiten Teilen der Industrie, im Baugewerbe und in der Finanz- und Versicherungswirtschaft ist die Lage sehr gut. Im hessischen Handel ist die Konjunktur insgesamt betrachtet leicht positiv. Schlecht ist die derzeitige Geschäftslage vor allem im Gastgewerbe, bei Veranstaltern und in der Reisebranche. 75 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe schätzen ihre Lage als schlecht ein, nur 28 Prozent erwarten eine Verbesserung. „Die geltenden Corona-Regeln treffen diese Betriebe hart. Besser wird es erst mit einem Ende von 2G-Plus. Auch die Auslastungsgrenzen für Veranstaltungen sollten schnellstmöglich wegfallen. Sie stehen einem Aufleben von Messen und Kongressen im Wege. Dabei sind gerade sie für den Wirtschaftsstandort wichtig und können mit Masken und Abstand sicher durchgeführt werden“, so Aletter weiter.
59 Prozent aller Unternehmen betrachten die hohen Energie- und Rohstoffpreise als großes Risiko für ihre weitere wirtschaftliche Entwicklung. In der Industrie sind es sogar 84 Prozent. Wegen gestiegener Preise oder aufgrund von Lieferschwierigkeiten können 44 Prozent der Industriebetriebe bestehende Aufträge nicht abarbeiten. 73 Prozent beklagen Ertragseinbußen oder steigende Kosten. Auch das Baugewerbe und der Handel sind stark von Preissteigerungen von Vorprodukten, Rohstoffen, Waren und Energie sowie von Lieferengpässen betroffen. 58 Prozent aller hessischen Unternehmen bewerten den Fachkräftemangel als großes Geschäftsrisiko.
„Die hohen Energie- und Rohstoffpreise heizen die Inflation an und sind eine Hypothek im internationalen Wettbewerb. Wir fordern die schnellere Abschaffung der EEG-Umlage und eine Senkung der Stromsteuer. Die Betriebe brauchen spürbare Entlastungen und mehr Spielräume für Investitionen. Sonst bleibt am Ende zu wenig übrig, um in Nachhaltigkeit und Digitalisierung investieren zu können“, so Aletter abschließend.
Hintergrund: Der Hessische Industrie- und Handelskammertag informiert in seinen Konjunkturberichten dreimal jährlich über die aktuelle Lage der hessischen Unternehmen und deren Erwartungen bezüglich der Entwicklung von Geschäftslage, Investitionen und Beschäftigung. Die Daten basieren auf den Angaben von rund 2.900 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungssektor, die in Bezug auf Branche, Größe und Standort einen repräsentativen Querschnitt der Wirtschaft des Landes abbilden. Die Befragung wurde im Zeitraum vom 3. Januar bis 21. Januar 2022 durchgeführt. Weitere Ergebnisse, auch aus den einzelnen Branchen, werden im detaillierten HIHK-Konjunkturbericht veröffentlicht, der Mitte Februar erscheint.