Konjunktur in Hessen: Schwere Belastungsprobe für die hessische Wirtschaft

21. Oktober 2022 – Die Stimmung unter den hessischen Unternehmen verschlechtert sich zum Herbst 2022 merklich. Der IHK-Geschäftsklimaindex sinkt um 20 auf 78 Punkte. Der Stimmungsabschwung steht unter dem Eindruck mehrerer Krisen. Zusätzlich zu den anhaltenden Lieferkettenproblemen und dem Fachkräftemangel trifft die Energiekrise die Unternehmen mit voller Stärke. Das geht aus der jüngsten Konjunkturumfrage des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK) hervor, die auf den Antworten von mehr als 2.400 hessischen Unternehmen basiert.
„Die Unternehmen bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage zwar noch als leicht positiv, die Erwartungen an künftige Geschäfte sind aber deutlich in den negativen Bereich gerutscht,“ erläutert Frank Aletter, Geschäftsführer des HIHK. „Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Investitions- und Beschäftigungsabsichten – hier planen die Unternehm sehr viel vorsichtiger als noch vor einem Jahr. Und auch ihre Erwartungen an das Exportgeschäft haben sie merklich zurückgeschraubt. Das ist besorgniserregend, denn Hessens Industrie erwirtschaftet mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes im Ausland.“
In allen Branchen in Hessen verschlechtert sich die Stimmung. Auch in den vormals als Stabilitätsanker wirkenden Branchen Industrie und Bau sinkt der Geschäftsklimaindex deutlich.
77 Prozent aller Unternehmen betrachten die hohen Energie- und Rohstoffpreise als größtes Risiko für ihre weitere wirtschaftliche Entwicklung, in Industrie und Baugewerbe sind es sogar 92 bzw. 83 Prozent. Weitere Risiken sind die abnehmende Inlandsnachfrage (55 Prozent) und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (52 Prozent). Der Fachkräftemangel bleibt – selbst unter dem Eindruck so vieler Unwägbarkeiten – für jedes zweite Unternehmen (51 Prozent) noch ein Risiko.
„Jeder Tag, an dem die Energiepreise derart hoch bleiben, ist eine Gefahr für Betriebe und Arbeitsplätze in Hessen“, warnt Aletter. „Wir brauchen schnellstens tragfähige und abgestimmte Maßnahmen seitens der Politik. Auch eine Senkung der Strom- und Energiesteuern oder die Befreiung von Umlagen würde spürbare Entlastungen bedeuten.“
Hintergrund: Der Hessische Industrie- und Handelskammertag informiert in seinen Konjunkturberichten dreimal jährlich über die aktuelle Lage der hessischen Unternehmen und deren Erwartungen bezüglich der Entwicklung von Geschäftslage, Investitionen und Beschäftigung. Die Daten basieren auf den Angaben von rund 2.400 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Bau, Handel und Dienstleistungssektor, die in Bezug auf Branche, Größe und Standort einen repräsentativen Querschnitt der Wirtschaft des Landes abbilden. Die Befragung wurde im Zeitraum vom 26. September bis zum 13. Oktober 2022 durchgeführt.