Konjunktur in Hessen: Besser als vor der Krise

Wirtschaft krempelt die Ärmel hoch

19. Oktober 2021 - Die hessische Wirtschaft erholt sich weiter von den Folgen der Corona-Pandemie: Der IHK-Geschäftsklimaindex steigt von 104 Punkten im Frühjahr auf nun 115 Zähler. Damit klettert er erstmals wieder über das Vorkrisenniveau von 109 Punkten. Das geht aus der jüngsten Konjunkturumfrage des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK) hervor, die auf den Antworten von rund 2.700 hessischen Unternehmen basiert. Insgesamt wird die derzeitige Geschäftslage von 39 Prozent aller befragten hessischen Unternehmen als gut bezeichnet. 46 Prozent sind zufrieden, 15 Prozent bewerten sie als schlecht.

„Hessens Wirtschaft krempelt die Ärmel hoch. Die Stimmung verbessert sich in allen Branchen. Besonders gut ist sie in der Finanz- und Versicherungswirtschaft, in der Industrie und bei den Dienstleistern. Auch die Investitions- und Beschäftigungsabsichten verbessern sich in weiten Teilen“, hebt Robert Lippmann, Geschäftsführer des HIHK, hervor. Selbst in Branchen, die besonders stark von der Pandemie getroffen wurden, steigt die Konjunktur deutlich. Im Gastgewerbe verdreifacht sich der Geschäftsklimaindex nahezu von 32 auf 94 Punkte. Dies liegt vor allem an wegfallenden Corona-Beschränkungen und einem vorsichtigen Optimismus.

Mit Blick auf Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung nennt jeweils jedes zweite Unternehmen in Hessen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, den Fachkräftemangel und die Energie- und Rohstoffpreise. „Die hessischen Unternehmen blicken gespannt auf die Koalitionsverhandlungen im Bund. Eine höhere Steuer- und Abgabenlast scheint zunächst abgewendet. Das reicht aber nicht für Impulse. Die Betriebe erwarten spürbare Entlastungen und damit Spielräume für Investitionen, zum Beispiel in Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Bei der Klimapolitik bleibt abzuwarten, wie sich die bislang skizzierten Vorhaben mit internationaler Wettbewerbsfähigkeit vereinbaren lassen“, so Lippmann. Mit dem Wiedererstarken der Konjunktur werde der Fachkräftemangel akut - gerade auf dem Bau, im Gastgewerbe und in der Verkehrslogistik.
„Die Energiepreise sind in Deutschland schon lange hoch, aber jetzt erreichen sie besorgniserregende Höhen. Hier ist die künftige Bundesregierung aufgefordert, schnell für spürbare Entlastung zu sorgen“, fordert Lippmann. Mit Blick auf die Rohstoffversorgung bereiten Preissteigerungen, gestörte Lieferketten, Versorgungsengpässe bei Vorprodukten wie Halbleitern und die allgemein hohe Inflation den hessischen Unternehmen Sorgen.

Hintergrund: Der Hessische Industrie- und Handelskammertag informiert in seinen Konjunkturberichten dreimal jährlich über die aktuelle Lage der hessischen Unternehmen und deren Erwartungen bezüglich der Entwicklung von Geschäftslage, Investitionen und Beschäftigung. Die Daten basieren auf den Angaben von rund 2.700 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungssektor, die in Bezug auf Branche, Größe und Standort einen repräsentativen Querschnitt der Wirtschaft des Landes abbilden. Die Befragung fand vom 31. August bis 4. Oktober 2021 statt.

Weitere Ergebnisse, auch aus den einzelnen Branchen, werden im detaillierten HIHK-Konjunkturbericht veröffentlicht, der Ende Oktober erscheint.