Umfrage: In tiefe Sorgen mischt sich etwas Hoffnung

8. Mai 2020

41 Prozent der hessischen Unternehmen erwarten infolge der Corona-Pandemie für 2020 Umsatzrückgänge von mehr als 25 Prozent. Ende März lag dieser Anteil noch bei rund 50 Prozent. Der Anteil der Betriebe, deren geschäftliche Tätigkeit komplett oder zu großen Teilen stillsteht, ist von 40 Prozent (Ende März) auf jetzt 31 Prozent zurückgegangen. Das geht aus den Antworten von mehr als 1.000 hessischen Betrieben auf eine aktuelle Umfrage hervor, die der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) in Wiesbaden veröffentlicht hat. 
„Die Sorgenfalten der hessischen Unternehmer bleiben angesichts der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie tief. Ein klein wenig Hoffnung machen die von der Landesregierung beschlossenen Lockerungen vieler Corona-Auflagen. Sie wirken zumindest stabilisierend für die hessische Wirtschaft, obwohl der Handel zu Recht über schwache Frequenz klagt“, sagte Eberhard Flammer, Präsident des Hessischen Industrie- und Handelskammertages. 
Trotz der einsetzenden Lockerungen fürchtet weiterhin jedes zehnte Unternehmen in Hessen eine baldige Pleite. Im Bereich Gastgewerbe und Reisewirtschaft sehen sich sogar 37 Prozent von Insolvenz bedroht. „Es bleibt zu hoffen, dass die Öffnungen in Gastronomie und Tourismus hier zu Entspannung führen. Allerdings dürfen wir insgesamt keine allzu schnelle Erholung erwarten. Es ist ein Wiederbeginn mit großen Einschränkungen. Durch den erhöhten Gesundheitsschutz haben die Unternehmen mehr Aufwand, höhere Kosten und viel weniger Umsatz“, gibt Flammer zu bedenken.
50 Prozent der hessischen Unternehmen rechnen gemäß der Umfrage mit einer Rückkehr zur Normalität ihrer Geschäfte im Jahresverlauf 2020; bis Ende 2021 rechnen 75 Prozent damit. Mehr als 80 Prozent der noch nicht wieder aktiven hessischen Unternehmen können eigenen Angaben zufolge innerhalb von zwei Wochen wiedereröffnen bzw. ihre Produktion wieder aufnehmen.
„Die aktuelle Infektionslage und die jüngsten Lockerungen der Politik machen Mut. Nichtsdestotrotz stecken wir in einer schweren Rezession. 30 Prozent der hessischen Betriebe rechnen damit, Personal abbauen zu müssen. Die Auswirkungen der Krise werden uns noch lange beschäftigen. Bis zur Gesundung unserer Wirtschaft ist es noch ein weiter Weg“, so Flammer. Die Betriebe würden ihren Beitrag zur Anpassung an die neue Situation leisten. Ermutigend sei dabei, dass 4 von 10 Unternehmen infolge der Krise ihre Digitalisierungsbemühungen verstärkten und jeder dritte Betrieb sein Geschäft auf andere Produkte, Märkte und Absatzwege orientiere.
„Alle Belastungen der Wirtschaft, die nicht dem erhöhten Gesundheitsschutz dienen, sollten dringend überdacht werden. Von Steuererhöhungen und Umverteilungsgedanken ist Abstand zu nehmen“, so Flammer abschließend.
Hintergrund: Thema der Umfrage: Aktuelle und erwartete Auswirkungen des Corona-Virus COVID19 auf die Unternehmen in Hessen. Befragungszeitraum:
4. bis 6. Mai 2020. Befragte: Mitgliedsunternehmen der hessischen Industrie- und Handelskammern (IHKs). Antwortende: 1.043 Unternehmen.