IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl 2024
Wiesbaden, 10. April 2024
Die Auswertung für Hessen: Europa steht für Stabilität
Für das IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl 2024 haben die Industrie- und Handelskammern (IHKs) die Antworten von rund 3.000 Betrieben aus allen Branchen und Regionen Deutschlands gesammelt. Die Auswertung der Ergebnisse für Hessen zeigt, dass Hessens Unternehmerinnen und Unternehmer politische Stabilität schätzen. Der Abbau überbordender bürokratischer Hemmnisse müsste nach der Wahl dringend in Angriff genommen werden.
„Die hessischen Unternehmen schätzen die politische Stabilität und den gemeinsamen Währungsraum, die die europäische Integration mit sich gebracht hat. Eine hohe Bürokratiebelastung und Regulierungsdichte haben jedoch zu einer Verschlechterung der Standortbedingungen geführt“, fasst HIHK-Präsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller die Ergebnisse einer Unternehmensbefragung der hessischen Industrie- und Handelskammern zur bevorstehenden Europawahl zusammen.
Die europäische Integration hat konkreten Nutzen für die Wirtschaft gebracht. Ganz vorneweg die politische Stabilität (80 Prozent), dicht dahinter folgt der gemeinsame Währungsraum (79 Prozent). Weitere wichtige Aspekte sind der Zugang zu europäischen Märkten (68 Prozent), einheitliche EU-Normen und EU-Standards (67 Prozent) sowie weniger Wettbewerbsverzerrungen (65 Prozent). Den geringsten Nutzen ziehen die Unternehmen aus dem Zugang zu europaweiten Finanzierungsmöglichkeiten (31 Prozent), was die in der Vergangenheit schon diskutierte, unzureichende europäische Kapitalmarktintegration bestätigt.
Mit Blick auf die Zukunft sind sich die hessischen Unternehmen einig: Vor allem die Bürokratie muss abgebaut werden. Fast jedes Unternehmen (94 Prozent) hat hier ein Kreuz gesetzt. Weitere wirtschaftspolitische Themen mit hoher Relevanz sind die Sicherstellung der Energieversorgung (67 Prozent), die Stärkung der allgemeinen Wettbewerbsfähigkeit (54 Prozent) sowie der Schutz der Unternehmen vor digitalen und analogen Angriffen (54 Prozent). Eher geringeren Handlungsdruck sehen die Unternehmen beim Abbau von weiteren Hürden im Binnenmarkt, der Verbesserung des Rechtsrahmens für neue Technologien oder dem Klimaschutz. Hierfür spricht sich jeweils nur etwa jedes vierte Unternehmen aus.
Viele EU-Initiativen sind für die hessischen Unternehmen schwer greifbar. Bei Initiativen wie der „Verstärkten Kontrolle von Investitionen in Drittstaaten“ oder der „Sicherung des Zugangs zu kritischen Rohstoffen“ kann nur etwa jedes zweite Unternehmen überhaupt abschätzen, ob und wie sie sich auf die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens auswirken würden. Einig sind sich die Unternehmen erneut beim Thema „Bürokratieabbau“: 77 Prozent der Unternehmen erwarten sich davon eine Steigerung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit.
„Jedes zweite Unternehmen ist laut der Umfrage der Meinung, dass die Attraktivität der EU als Unternehmensstandort in den letzten fünf Jahren gesunken ist. Die Rückmeldungen der Unternehmen zeigen klar: Wir brauchen einen breiten und tiefen Bürokratieabbau in Europa, um die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit wieder zu steigern. Gleichzeitig muss die EU näher an die Betriebe heranrücken und ihre Initiativen am unternehmerischen Alltag ausrichten“, so Schoder-Steinmüller abschließend.
Zum Hintergrund der Umfrage: Der Befragungszeitraum war von 19. bis 27. Februar 2024. In Hessen haben sich rund 300 Unternehmen an der Umfrage beteiligt. Unter den teilnehmenden Unternehmen sind 62 Prozent international aktiv.