Vereinfachter Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte

Wirtschaft begrüßt Verstetigung des hessischen Modellversuchs

9. Juli 2022 - Wer einen mittleren Schulabschluss hat und eine 3-jährige Berufsausbildung mit 2,5 oder besser abschließt, kann in Hessen studieren. Der bisherige Modellversuch wird nun verstetigt. Die hessischen Industrie- und Handelskammern begrüßen, dass die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung in Hessen damit weiter gestärkt wird. 
„Das bestätigt die hohe Qualität der dualen Ausbildung und stärkt die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung“, erklärt Kirsten Schoder-Steinmüller, Präsidentin des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK). Durch die Verstetigung der Regelung müsse kein Jugendlicher mehr pauschal das Abitur anstreben, nur um später noch studieren zu können.
„Wir sehen seit mehreren Jahren den Trend zum höheren formalen Bildungsabschluss. Die Entscheidung für das Abitur oder die Fachhochschulreife folgt dabei oftmals dem Prinzip: Alle Optionen offen halten. Viele junge Menschen schieben damit ihre Berufswahlentscheidung unnötig auf, obwohl sie auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt beste Chancen hätten“, so Schoder-Steinmüller weiter. 
Über eine duale Ausbildung könnten die jungen Menschen frühzeitig Erfahrungen in der Berufswelt sammeln. Auf dieser Basis könne später eine deutlich fundiertere Entscheidung über eine Weiterbildung in der Höheren Berufsbildung oder ein Studium getroffen werden. Vielfach böten Arbeitgeber jungen Nachwuchstalenten, die sich in der Ausbildung bewährt haben, sogar Unterstützung beim weiteren Karriereweg an. 
Damit die Schülerinnen und Schüler von der Möglichkeit des Hochschulzugangs ohne Abitur profitieren können, sollte diese nun bekannter werden. Hier sehe die hessische Wirtschaft gerade an den Gymnasien noch deutlichen Entwicklungsbedarf.
Zum Hintergrund: Bereits seit mehreren Jahren konnten Personen mit mittlerer Reife und einer mindestens dreijährigen Ausbildung, die mit der Note 2,5 oder besser abgeschlossen wurde, im Rahmen eines Modellversuchs direkt nach der Ausbildung ohne zusätzliche Zugangsprüfungen an hessischen Hochschulen studieren. Nach der erfolgreichen Evaluation wurde dieser Weg des Hochschulzugangs durch die jüngste Novelle des Hessischen Hochschulgesetzes und der dazu gehörigen Verordnung verstetigt. Im Jahr 2019 lag der Anteil der Studienanfänger, die ohne Abitur ins Studium gelangt sind, in Hessen bei 4,1 Prozent. Neben dem beschriebenen Modell des Hochschulzugangs für beruflich Qualifizierte gibt es noch weitere Wege. Eine Übersicht bietet das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst.