HIHK warnt vor 2G für den Einzelhandel und Lockdown

30. November 2021

Zu den aktuellen Diskussionen um 2G für den Einzelhandel und einen erneuten Lockdown für alle äußert sich Kirsten Schoder-Steinmüller, Präsidentin des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK):
Zur Diskussion um 2G für den Einzelhandel:
„2G für den hessischen Einzelhandel wäre unverhältnismäßig, weil er schlicht kein Infektionstreiber ist. Es steht zu befürchten, dass es wieder zu Wettbewerbsverzerrungen kommt, wenn Grundversorger allen Kunden offenstehen und Sortimentsanbieter nur unter 2G öffnen dürfen. Dabei ist jedem klar: Nicht das Sortiment oder die Branche führen zu Infektionen, sondern das Verhalten vor Ort. Wir sehen im Lebensmittelhandel seit Beginn der Pandemie, dass Geschäfte keine Hotspots sind.
Alle Geschäfte des Handels sollten in Hessen uneingeschränkt öffnen dürfen. Selbstverständlich unter Einhaltung von Abständen, mit Masken und den bewährten Hygienekonzepten.
Auch aus Sicht der Wirtschaft ist die Steigerung der Impfquote dringend erforderlich. Zunehmend entsteht aber das Gefühl, dass der Zutritt zu Geschäftstreibenden als Druckmittel zur Steigerung der Impfquote eingesetzt wird. Das ist der falsche Weg, weil damit eine politische Diskussion auf dem Rücken von Händlern, Gastronomen und weiteren Unternehmern ausgetragen wird.“
Zur Diskussion um Notbremse oder Lockdown für alle:
„Ein ‚G‘ wünschen sich Hessens Unternehmen am meisten: Es steht für „geöffnet“. Die Möglichkeit pauschaler Geschäftsschließungen oder Lockdowns versetzt Hessens Wirtschaft in große Sorge. Das würde Unternehmensexistenzen und Arbeitsplätze erneut gefährden. Und das, obwohl die Betriebe für größtmögliche Sicherheit für ihre Kunden und Beschäftigten sorgen.
Es ist zielführender, kurzfristig mit Einschränkungen im Privaten zu leben, als die Wirtschaft erneut in Schließungen zu schicken. Auch ohne Lockdown oder Notbremse werden die kommenden Monate hart für Hessens Wirtschaft: Das so wichtige Weihnachts- und Wintergeschäft wird erneut von Corona überlagert, Konsumzurückhaltung führt gerade in stationären Geschäften zu Umsatzlöchern. Pandemiebedingte Ausfälle von Mitarbeitern und Störungen der Lieferketten kommen hinzu. Umso wichtiger sind zielgerichtete Maßnahmen zur Infektionsbekämpfung und zur Unterstützung betroffener Unternehmen. Es ist gut, dass die Überbrückungshilfe III plus, die Neustarthilfe plus, die Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes und die Hessen-Mikroliquidität bereits verlängert wurden. Die Wirtschaft braucht zudem eine weitere Ausweitung des Verlustrücktrages. So könnten besonders betroffene Unternehmen Nachfrageausfälle abfedern.
Mehr Impfen und schneller Boostern – das fordert und unterstützt die große Mehrzahl der hessischen Betriebe. Viele Unternehmen fahren mit ihren Betriebsärzten wieder die Impfkapazitäten hoch. Engpässe bei den Vakzinen sind hier mehr als kontraproduktiv und sollten dringend vermieden werden.“