Hessens Unternehmen unter Druck

HIHK-Fachkräftereport 2025/2026 zeigt strukturelle Herausforderungen

Wiesbaden, 9. Dezember 2025
Der neue Fachkräftereport 2025/2026 des Hessischen Industrie- und Handelskammertags (HIHK) zeigt: Die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt, und der Druck auf die Unternehmen nimmt weiter zu. Die größten Risiken für ihre Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten sehen hessische Betriebe in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (62 Prozent) und in der schwachen Inlandsnachfrage (59 Prozent). Strukturelle Herausforderungen wie steigende Arbeitskosten (51 Prozent) und der anhaltende Fachkräftemangel (44 Prozent) rücken ebenfalls deutlich in den Vordergrund.
„Die Mischung aus konjunktureller Schwäche und strukturellem Wandel setzt die Unternehmen massiv unter Druck“, sagt HIHK-Präsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller. „Wer investieren, wachsen oder innovativ bleiben will, braucht dafür verlässliche politische Rahmenbedingungen und ausreichend qualifizierte Fach- und Arbeitskräfte. Beides ist aktuell nur unzureichend gegeben.“
Die Folgen des Fach- und Arbeitskräftemangels sind für die Unternehmen vielschichtig und zunehmend spürbar. Sie berichten von steigenden Arbeitskosten, wachsender Belastung der bestehenden Belegschaft, Verlust von Wissen und Innovationskraft sowie eingeschränkten Angeboten oder reduzierten Öffnungszeiten. Vor allem der Innovationsdruck verschärft sich: Fehlt Personal, fehlen Kapazitäten für Entwicklung, Digitalisierung und Modernisierung.
Der Report zeigt außerdem: Die Beschäftigungspläne der hessischen Unternehmen fallen branchenweit defensiv aus. Besonders betroffen sind die Industrie aber auch größere Betriebe anderer Sektoren. Dennoch bleibt die Mitarbeiterbindung ein zentrales Thema: Seit Jahren planen mehr als 60 Prozent der Unternehmen – trotz konjunktureller Schwäche und struktureller Engpässe – mit stabilen Belegschaften.
Besetzungsprobleme bleiben ein Kernhemmnis: Mehr als ein Drittel der Unternehmen kann offene Stellen längerfristig nicht besetzen. Je größer der Betrieb, desto ausgeprägter sind die Rekrutierungsprobleme – oft fehlen passende Qualifikationen oder generell geeignete Bewerbungen.
Der HIHK-Fachkräftereport beleuchtet auch die Rolle älterer Beschäftigter: Viele Unternehmen wollen ihre Erfahrung stärker nutzen, stoßen jedoch auf organisatorische Grenzen. Gleichzeitig zeigt der Bericht, welche politischen Maßnahmen aus Sicht der Unternehmen besonders hilfreich wären.
„Der Arbeits- und Fachkräftemangel bleibt eine der größten Wachstumsbremsen in Hessen“, sagt Schoder-Steinmüller. „Wir brauchen in vielen Bereichen ein entschlosseneres politisches Vorgehen – von moderner Bildungspolitik, der Hebung sämtlicher inländischer Potenziale bis hin zu einer praxisnahen Fachkräfteeinwanderung. Sonst riskieren wir, wirtschaftliche Chancen und unsere Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.“

Hintergrund und methodische Hinweise: Der HIHK-Fachkräftereport 2025/2026 stützt sich auf die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage Herbst 2025 sowie auf vorangegangene Umfragen. Die Konjunkturumfrage wird dreimal jährlich von allen zehn hessischen Industrie- und Handelskammern durchgeführt. Dabei enthält die Herbstbefragung zusätzlich spezifische Fragen zum Thema „Fach- und Arbeitskräfte“. Der Fachkräftereport erscheint daher im Anschluss an die Herbstumfrage. Neben dem hessenweiten Fachkräftereport des HIHK erstellen auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sowie einzelne Industrie- und Handelskammern vergleichbare Berichte auf Basis der Konjunkturbefragungen. Den ausführlichen Bericht finden Sie rechts zum Download.