Fachkräfte brauchen Wohnraum: Hessische IHKs machen Vorschläge für mehr Wohnungen in Hessen
12. Februar 2020
Die hessische Wirtschaft moniert, dass landesweit zu wenige Wohnungen für Fachkräfte zur Verfügung stünden. Die Schaffung von Wohnraum für alle Einkommensschichten sei für die Wirtschaft von großer Bedeutung. Ohne ausreichenden Wohnraum für Fachkräfte könnten Arbeitsplätze nicht besetzt werden und Unternehmen nicht wachsen. „Wir können unseren Wohlstand nur erhalten, wenn wir auch künftig genügend qualifizierte Fachkräfte haben. Solang aber nicht genügend Wohnungen zur Verfügung stehen, wird auch der Fachkräftemangel nicht verschwinden“, weist Eberhard Flammer, Präsident des Hessischen Industrie- und Handelskammertages, auf den Zusammenhang hin.
Besonders angespannt sei die Situation in den größeren hessischen Städten. „Gerade dort ist es für Personen mit niedrigen und mittleren Einkommen schwer, eine Wohnung zu finden. Die Alternative zum Arbeitsplatz zu pendeln ist angesichts zunehmender Mobilitätsengpässe oft keine Option“, so Flammer. In der Metropolregion FrankfurtRheinMain ist der Bedarf besonders groß. Im kürzlich vorgestellten Regionalen Entwicklungskonzept Südhessen wird bis zum Jahr 2030 ein Bedarf von 335.000 Wohnungen prognostiziert. Auch in größeren Städten Nord- und Mittelhessens wie Kassel, Gießen, Marburg und Fulda wird ein wachsender Wohnungsbedarf vorausgesagt.
Deshalb hat der Hessische Industrie- und Handelskammertag ein Positionspapier formuliert, in dem konkrete Vorschläge zur Schaffung von mehr Wohnraum gemacht werden. Darin fordern die Experten, Flächen für Wohnen und Gewerbe strategischer zu entwickeln, die Baudichte zu erhöhen und die Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich zu beschleunigen. Dazu HIHK-Präsident Flammer: „Im Moment kann es fünf bis fünfzehn Jahre dauern, bis aus Rohbauland baureifes Land mit einer Baugenehmigung für ein Projekt wird. Das dauert deutlich zu lang und wirkt zunehmend als Standortnachteil.“
Geht es nach den Experten, sollten auch die Kosten des Wohnungsbaus reduziert werden. Sie schlagen vor, kostenintensive Baustandards zu überprüfen und die Grunderwerbsteuer auf 3,5 Prozent zu senken. Die hessische Wirtschaft spricht sich zugleich gegen die Mietpreisbremse und die Deckelung von Mietpreisen aus. Durch die beiden Instrumente werde „kein Quadratmeter neuer Wohnraum geschaffen. Im Gegenteil: Sie setzen negative Anreize für Investoren und führen zu Nebenwirkungen im Bestand, etwa durch weniger Eigentumsbildung, weniger Modernisierung und Instandhaltung sowie soziale Selektion“, ist sich Flammer sicher. Nur die Erhöhung des Angebots in verschiedenen Preissegmenten könne den Mangel an Wohnraum beheben. Zudem schlägt der HIHK eine bessere finanzielle Unterstützung der Kommunen bei den Erschließungs- und Folgekosten von Wohnbauflächen vor. Denkbar seien hier entsprechende Zuschüsse, zielgerichtete Investitionsprogramme und die Begünstigung von Bauland ausweisenden Kommunen im Rahmen des Kommunalen Finanzausgleichs.
Die hessischen Unternehmen leiden zusehends unter dem Fachkräftemangel. „Die Schwierigkeiten bei der Besetzung von offenen Stellen umfassen alle Qualifikationsniveaus, von den Auszubildenden über die beruflich Qualifizierten bis zu den Akademikern“, so Flammer. Schon heute fehlen den Betrieben in Hessen laut IHK-Fachkräftereport 184.000 Fachkräfte. Bis zum Jahr 2030 wird ein weiterer Anstieg der Fachkräftelücke um rund 100.000 Personen prognostiziert. Jede siebte von den Unternehmen nachgefragte Stelle bliebe dann unbesetzt.