Fachkräfte - Arbeitsmarkt flexibilisieren und Fachkräftepotenziale heben

Auf einen Blick

Der Fachkräftemangel stellt für die Unternehmen in Hessen eines der größten Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung dar. Laut den Konjunkturumfragen der hessischen Industrie- und Handelskammern sieht darin regelmäßig jedes zweite Unternehmen ein Risiko. Im Laufe der Zeit hat der Fachkräftemangel im Trend zugenommen. Es handelt sich um ein strukturelles Risiko, welches durch den demografischen Wandel in den kommenden Jahren noch einmal größer werden wird. Von dem notwendigen Personal hängen auch die Erreichung vieler anderer Ziele wie etwa die nachhaltige Transformation der Wirtschaft und damit die Schaffung von neuem Wirtschaftswachstum ab. Die Fachkräftesicherung ist daher eine ständige und wichtige Aufgabe aller Akteure am Arbeitsmarkt. Die hessische Wirtschaft setzt dabei vor allem auf eine
  • Flexibilisierung des Arbeitsmarktes
  • Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie
  • Beschleunigung der Fachkräftezuwanderung

Flexibilisierung des Arbeitsmarktes

Höhere Wochenarbeitszeit ermöglichen
Im Bereich der Teilzeitbeschäftigten bestehen große Potenziale, um die Arbeitszeit zu erhöhen. Dazu sollte die Betreuungssituation in den Kindertagesstätten und die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege verbessert werden.
Arbeitszeiten weiter flexibilisieren
Flexible Arbeitsbedingungen tragen zur Fachkräftesicherung bei und steigern die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes. Unternehmen und Beschäftigten sollte daher mehr Flexibilität ermöglicht werden. Weitere Regulierungen wie ein gesetzliches Recht auf Homeoffice würden die Möglichkeiten zu partnerschaftlichen und innerbetrieblichen Lösungen einschränken. Der gesetzliche Rahmen sollte weit gefasst und den Unternehmen und Beschäftigten damit mehr Verhandlungsspielraum verschafft.
Bürgergeld anpassen
Das System aus Bürgergeld, Wohngeld, Kinderzuschlag und Kindergrundsicherung sollte neu ausgerichtet werden, um die Arbeitsanreize zu steigern. Insbesondere die Transferentzugsrate sollte in höheren Einkommensbereichen stärker abgesenkt werden. Insgesamt gilt es, das Lohnabstandsgebot im Blick zu behalten, damit eine betriebliche Beschäftigung das Ziel bleibt.
Forderungen
  • Mehr Arbeitszeit ermöglichen.
  • Flexible Arbeitszeiten ermöglichen.
  • Bürgergeld anpassen.

Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Betreuungsangebot ausbauen
Das Betreuungsangebot in Kitas und im Rahmen von schulischen Ganztagesangeboten wurde in den letzten Jahren bereits ausgebaut. Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern, ist aber eine noch größere Kraftanstrengung notwendig. Der Bund sollte daher die Länder bei ihren Anstrengungen zum Ausbau des Betreuungsangebotes weiterhin unterstützen und für möglichst einheitliche Rahmenbedingungen eintreten. Der Fokus sollte weiter darauf liegen, flächendeckend ein ausreichendes Angebot zur Verfügung zu stellen.
Forderungen
  • Betreuungsangebot ausbauen
Fachkräfte gewinnen
Die Betreuungseinrichtungen sind selbst vom Fachkräftemangel betroffen. Um diesem zu begegnen, sollten Fachkräfteinitiativen auf Bundesebene immer auch den Erziehungsbereich berücksichtigen. Die Ausbildung von Betreuungspersonen sowie von Pflegekräften sollte vom Gesetzgeber attraktiver ausgestaltet werden.
Beruf und Pflege vereinbaren
Der demografische Wandel wird die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege künftig noch stärker in den Fokus rücken. Schon heute ermöglichen Betriebe ihren Beschäftigten flexible Absprachen, damit diese Beruf und Pflege von Angehörigen vereinbaren können, um Fachkräfte im Betrieb zu halten. Neue Rechtsansprüche oder eine Ausweitung der Freistellungsansprüche werden hingegen kritisch gesehen.
Forderungen
  • Fachkräfte gewinnen.
  • Beruf und Pflege vereinbaren.

Beschleunigung der Fachkräftezuwanderung

Mehr Ermessensspielraum im Ausländerrecht
Die Politik sollte bei der Ausrichtung des Aufenthaltsrechts die Arbeitsbelastung der Ausländerbehörden reduzieren. Doppelprüfungen von Bundesagentur für Arbeit und kommunaler Ausländerbehörde sowie unnötige Vorsprachen bei bereits gefällten Entscheidungen zum Aufenthaltstitel gilt es dabei zukünftig zu vermeiden. Die Fristen bei der Verlängerung von Aufenthaltstiteln müssen verlängert werden. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der kommunalen Ausländerbehörden sollten zudem die Bedenken hinsichtlich der Wahrnehmung ihrer Ermessensspielräume genommen werden. Das kann über eine bessere Ausrichtung des Aufenthaltsgesetzes über die Ziele der Zuwanderung gelingen.
Verfahren digitalisieren
Deutliche Entlastungen und Verfahrensbeschleunigungen sind durch die Digitalisierung und Zusammenschaltung der Verwaltungsprozesse im Rahmen der Zuwanderung zu erwarten. Der Bund könnte hierbei die Koordination übernehmen und für ein nahtloses Ineinandergreifen der Systeme von Deutschen Botschaften, Ausländerbehörden, Anerkennungsstellen und Arbeitsagenturen sorgen.
Anerkennungsstrukturen zentralisieren
Die komplizierte Struktur der Anerkennungsstellen stellt ein großes Hindernis für eine schnelle Fachkräftezuwanderung dar. Zum einen stellt sich oft die Frage nach der Zuständigkeit. Eine Zentralisierung der Strukturen könnte hier zu Vereinfachungen und einer Beschleunigung der Verfahren führen. Zum anderen sind Einschätzungen zur Verfahrensdauer schwierig. Eine Überwindung der stark zerklüfteten Strukturen könnte auch hier zu mehr Verlässlichkeit führen.
Forderungen
  • Zentrale Ausländerbehörden einrichten.
  • Verfahren digitalisieren.
  • Anerkennungsstrukturen zentralisieren.