Energie
Auf einen Blick
Hohe Energiepreise, übermäßige Bürokratie und mangelnde Planbarkeit beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen, wie das IHK-Energiewende-Barometer 2024 für Hessen zeigt. Vier von zehn Industriebetrieben erwägen aufgrund dieser Belastungen, ihre Produktion einzuschränken oder ins Ausland zu verlagern – mit gravierenden Folgen. Die Unternehmen benötigen daher eine langfristige, zukunftsweisende Perspektive für ihr Wirtschaften am Standort Deutschland. Die Politik muss eine Strategie entwickeln, die den prognostizierten Anstieg des Strombedarfs abdeckt, klare Ziele für die Energiewende setzt und gleichzeitig stabile, wettbewerbsfähige und wachstumsfördernde Rahmenbedingungen für den wirtschaftlichen Wandel schafft. Hierzu gehören bezahlbare Energiepreise, der Abbau bürokratischer Hürden und ein planbarer regulatorischer Rahmen, der Investitionen und Innovationen fördert. Nur so können die Unternehmen das Vertrauen in den Standort zurückgewinnen, notwendige Investitionen tätigen und Deutschland als starken Produktionsstandort langfristig in Europa sichern.
Energie bezahlbar machen
Die Stromkosten sollten von zusätzlichen Steuern, Abgaben, Umlagen und zunehmend steigenden Netzentgelten entlastet werden. Daher sind die verbleibenden Umlagen und Abgaben in den Bundeshaushalt zu überführen sowie die Netzentgelte dauerhaft zu bezuschussen. Um den internationalen Wettbewerbsnachteil für deutsche Unternehmen zu verringern, sollte die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß gesenkt werden. Zudem sollte die Senkung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe auf alle Branchen ausgeweitet werden.
Erneuerbare Energien zu wettbewerbsfähigen Preisen sind essenziell für den Wirtschaftsstandort Deutschland, daher muss ihr Ausbau erheblich beschleunigt werden. Durch reduzierte Netzentgelte und einen Investitionszuschuss könnten gezielt Anreize geschaffen werden, um Direktstromlieferverträge abzuschließen. Die „StromPartnerschaften“ der IHK bieten dazu ein konkretes Modell.
Forderungen
- Steuern und Abgaben auf Strompreis dauerhaft senken.
- Netzausbau beschleunigen, Netzentgelte mit Haushaltsmitteln senken.
- Ausbau erneuerbarer Energien auf Investitionsförderung umstellen.
Energieinfrastruktur bereitstellen
Unternehmen sollten bundesweit und digital Netzauskünfte und Netzanschlüsse beantragen können. Die Bundesnetzagentur sollte diesen Prozess einführen, um Unternehmen Planungssicherheit für Investitionen zu geben. Da immer mehr Vorschriften Unternehmen zur Installation von PV-Anlagen, Ladeinfrastruktur und Wärmepumpen verpflichten, während die vorhandene Netzkapazität oft begrenzt sind, sollten diese Vorschriften die real verfügbaren Netzkapazitäten berücksichtigen.
Energieeffizienz liegt im Interesse der Unternehmen, da sie so Klimaziele erreichen und Energiekosten senken können. Zusätzliche Anforderungen über europäische Standards hinaus, etwa bei Energieaudits, -managementsystemen und Abwärmenutzung, sind jedoch unverhältnismäßig und sollten vermieden werden. Die Berücksichtigung betrieblicher Abwärme in vorgeschriebenen Energieaudits sollte als Nachweis genügen. Die aufwendigen Nachweis- und Offenlegungspflichten für Maßnahmenpläne und Abwärmepotenziale bedeuten unnötige Bürokratie und sollten entfallen, insbesondere wenn sie betriebliches Know-how oder sicherheitsrelevante Informationen betreffen. Stattdessen sollten Anreize für die Nutzung von industrieller Abwärme geschaffen werden.
Forderungen
- Netzanschlüsse schnell und bedarfsgerecht bereitstellen
- Keine übermäßige Regulierung bei Energieeffizienz und Abwärme
- Importstrategie für Wasserstoff
Perspektive für Carbon-Management geben
Die Energiewende kann nur erfolgreich sein, wenn Unternehmen Zugang zu bezahlbaren Technologien für die CO2 -Abscheidung, -Transport, -Speicherung (CCS) und -Nutzung (CCU) erhalten. CO2 -Abscheidung und -Nutzung sind für das Erreichen der Klimaziele unverzichtbar, insbesondere in schwer zu dekarbonisierenden Sektoren wie Zement, Kalk und Stahl und Chemie. Daher sollte eine neue Bundesregierung die CO2 -Speicherung weder sektoral noch regional einschränken. Während zwei Drittel der EU-Staaten CO2 -Speicherung bereits erlauben und die EU-Kommission bereits Maßnahmen für den grenzüberschreitenden Pipeline-Transport plant, sollte Deutschland diesen Beispielen folgen und eine klare Perspektive für die CO2 -Nutzung und -Speicherung schaffen.
Forderungen
- CO2 -Speicherung weder sektoral noch regional beschränken.
Deutschland im Energiebinnenmarkt verankern
Eine sichere und effiziente Energieversorgung lässt sich im europäischen Verbund besser realisieren als im nationalen Alleingang. Der wettbewerbsorientierte Energiebinnenmarkt ist trotz gewisser Fortschritte jedoch noch nicht vollständig entwickelt. Die Vollendung des Marktes und der Abbau nationaler Sonderreglungen liegen im Interesse der gesamten Wirtschaft. Um den Energiebinnenmarkt zu stärken, sollten marktnahe Lösungen gemeinsam vorangetrieben und die europäischen Netze konsequent ausgebaut werden.
Forderungen
- Europäischen Energiebinnenmarkt vollenden und nationale Sonderregelungen abbauen.