Berufsorientierung (Hoch-)Schule - Bildungsdefizite und Fachkräftemangel beheben
Auf einen Blick
Das deutsche Bildungssystem steht vor großen Herausforderungen, da sich das Kompetenzniveau von Schülern in vielen Bereichen verschlechtert hat, Bildungsstandards nicht erreicht werden und Schulabgängern wesentliche Grundlagen fehlen. Inzwischen verlassen rund 7 % der Jugendlichen die Schule ohne formale Qualifikation. Gleichzeitig herrscht auf dem Arbeitsmarkt ein hoher Bedarf an Fachkräften, besonders an beruflich Qualifizierten. Über 80 % der Unternehmen befürchten dadurch negative Folgen für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Diese Diskrepanz bedroht nicht nur die Wirtschaftskraft, sondern auch die gesellschaftliche Teilhabe und den sozialen Frieden. Eine neue Bundesregierung sollte das Bildungssystems reformieren, um den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht zu werden durch
- frühzeitige berufliche Orientierung und Praxisnähe in Schule und Hochschule
- konsequente Förderung von Digitalisierung und IT-Ausstattung
- verbindliche Bildungsstandards und eine verbesserte Infrastruktur
Praxisnähe in Schule und Hochschule fördern
Durch berufliche Orientierung, Praktika und Kooperationen dem Fachkräftemangel begegnen
Berufliche Orientierung muss früh ansetzen, um Geschlechterklischees abzubauen, das Berufswahlspektrum zu erweitern und die Stärken Jugendlicher zu fördern. Der HIHK fordert praxisnahe und kompetenzorientierte berufliche Orientierung ab der Grundschule und deren kontinuierliche Fortführung in allen Schulformen bis zur erfolgreichen Einmündung in Ausbildung oder Studium.
Es darf nicht zu Kürzungen bei erprobten und etablierten Maßnahmen wie dem Berufsorientierungsprogramm (BOP) und der Bildungsketteninitiative des BMBF kommen. Berufliche Orientierung ist bundesweit als Querschnittsaufgabe im Lehramtsstudium zu verankern.
Praktika sind für den Übergang von Schule zu Beruf und die Fachkräftegewinnung zentral. Die Vergütung für kurze Schul- und Pflichtpraktika muss freiwillig bleiben. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen auf Bundes- und EU-Ebene sind dementsprechend anzupassen und geplante Regulierungsbestrebungen zu verhindern.
Bildungspolitik muss auf Arbeitsmarktanforderungen reagieren. Förderung der MINT-Fächer, ökonomische Bildung und Entrepreneurship sind wesentlich zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Unternehmergeist soll schon in der Schule gefördert werden und ein positives Bild von Unternehmertum vermittelt werden. Für moderne Unterrichtsinhalte sollten Bundesprogramme Länderinitiativen ergänzen und die Unternehmensperspektive integrieren.
Forderungen
- Frühzeitige und praxisnahe berufliche Orientierung
- Anpassung Bildungspolitik an die Erfordernisse des Arbeitsmarktes
Digitalisierung und Einsatz von KI stärken
Digitale Infrastruktur ausbauen, Bildung vernetzen und Verwaltungsprozesse optimieren
Konsequente Digitalisierung und effiziente Verwaltungsstrukturen sind die Basis für ein zukunftsfähiges Bildungssystem. Die Digitalisierung in Schulen und Hochschulen muss beschleunigt werden, wofür Breitbandversorgung, moderne Ausstattung und kontinuierliche Schulungen der Lehrkräfte, besonders im Bereich KI, notwendig sind. Der HIHK fordert eine flexible, bedarfsgerechte und unbürokratische Mittelbereitstellung zur Fortführung des DigitalPakts.
Digitale Bildung soll in allen Schulformen ab der Grundschule verankert werden. Die KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ muss auf Länderebene umgesetzt und von wirtschaftsnahen Initiativen begleitet werden, um die Arbeitsweltanforderungen zu erfüllen.
Digitale Technologien können die Verwaltung in Schulen und Hochschulen effizienter gestalten. Standardisierte Prozesse für Mittelbeschaffung und Datenverwaltung sollen den Verwaltungsaufwand senken und Ressourcen bündeln.
Forderungen
- Verbesserung der digitalen Infrastruktur
- Integration digitaler Bildung in Lehrpläne
- Effizienz durch digitale Verwaltungsprozesse
Bildung zukunftsfähig gestalten
Bundeseinheitliche Standards und berufliche Durchlässigkeit für ein flexibles und zukunftsorientiertes Bildungssystem
Zur Steigerung der Bildungsqualität sollen die KMK-Bildungsstandards verbindlich umgesetzt und bürokratische Hürden abgebaut werden, damit Schulen flexibel auf regionale Bedürfnisse eingehen können. Eine bundesweite Vereinheitlichung von Schulformen und Abschlüssen fördert Mobilität und Bildungsgerechtigkeit.
Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) soll in allen Schulformen etabliert werden, um die Vielfalt von Bildungs- und Karrierewegen aufzuzeigen. Dies verbessert die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung und erhöht die Anerkennung dualer Abschlüsse. Einheitliche Hochschulzugangsregelungen für beruflich Qualifizierte ohne Abitur sollen landesspezifische Barrieren reduzieren und Kompetenzen besser berücksichtigen. Bei drohendem Studienabbruch ist die duale Ausbildung von den beratenden Institutionen als attraktive Karrierealternative zu empfehlen und diesem durch verbindliche Orientierungs- und Eignungstests präventiv entgegenzuwirken.
Angesichts des Sanierungsstaus an Schulen, insbesondere im IT-Bereich, sind bundesweit Investitionen und effizientere Planungsprozesse notwendig, um Schulen zukunftssicher zu machen. Die Schulträger können diese Mammutaufgabe nicht allein stemmen und sollten durch eine Sanierungsoffensive des Bundes sowie durch vereinfachte Genehmigungsverfahren unterstützt werden.
Der akute Lehrkräftemangel bedroht Bildungsqualität und Chancengleichheit. Der Bund ist gefordert, im Austausch mit den Ländern den Quereinstieg in das Lehramt zu erleichtern und attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen. Die im Maßnahmenkatalog der Kultusministerkonferenz aufgeführten Reformen zur Gewinnung zusätzlicher Lehrkräfte sind zügig umzusetzen.
Forderungen
- Verbindliche Umsetzung von Bildungsstandards
- Anerkennung der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung
- Beschleunigung der Schulmodernisierung und Bekämpfung des Lehrkräftemangels