Konjunktur in Hessen: Wirtschaft erholt sich langsam von erster Corona-Welle - bange Blicke auf aktuelle Infektionslage

21. Oktober 2020

Die hessische Wirtschaft hat den coronabedingten tiefen Einbruch in Teilen hinter sich gelassen und befindet sich gegenwärtig auf Erholungskurs. 25 Prozent der Betriebe bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als gut, fast jeder zweite äußert sich zufrieden, 30 Prozent sind unzufrieden. Der IHK-Geschäftsklimaindex steigt damit um 30 auf 95 Punkte, liegt aber weiterhin unter der 100-Punkte-Marke, die den Bereich zwischen positiver und negativer Gesamtstimmung markiert. Das geht aus dem jüngsten Konjunkturbericht des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK) hervor. Der Bericht basiert auf den Antworten von rund 2.600 hessischen Unternehmen, die in Bezug auf Branche, Größe und Standort einen repräsentativen Querschnitt der Wirtschaft des Landes abbilden.
„Hessens Wirtschaft erholt sich langsam. Die Konjunktur gibt Anlass für Zuversicht in die Widerstandskraft der hessischen Betriebe. Sie kämpfen bislang robust gegen die Auswirkungen dieser historischen Pandemie an“, sagt Robert Lippmann, Geschäftsführer des HIHK.
Mit Blick auf die kommenden Monate erwartet die Hälfte der befragten Unternehmen eine unveränderte Geschäftslage, 22 Prozent erwarten gute Geschäfte, 27 Prozent eine schlechtere Lage. Bei den Plänen für Investitionen und Beschäftigung bleiben die hessischen Unternehmen zurückhaltend und weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau. In den Branchen Industrie, Handel und Dienstleistungen erholen sich Geschäftslage, Erwartungen und Investitionsabsichten, bleiben aber weiterhin im negativen Bereich. Die Beschäftigungspläne sind durchwachsen. Die hessische Bauwirtschaft ist im Branchenvergleich am besten durch das konjunkturelle Tal gekommen. Die Stimmung ist hier positiv, die Investitionspläne haben sich erholt. 
„Die Erholung ist weiterhin sehr fragil. Mit Sorge blicken die Unternehmen auf die aktuellen Infektionszahlen und eine möglicherweise nachlassende Inlandsnachfrage. Einen neuerlichen Lockdown gilt es dringend zu vermeiden. Die Landespolitik sollte pragmatische Lösungen im Dialog mit den betroffenen Branchen suchen. Hessens Betriebe dürfen nicht abermals zum Stillstand kommen“, warnt Lippmann. 
Die Politik solle jetzt Anreize und Entlastungen für die Wirtschaft auf den Weg bringen, so der HIHK. Dazu gehörten erweiterte Möglichkeiten zum Verlustrücktrag, die Fortschreibung von Programmen wie der Mikroliquidität und die schnelle Umsetzung weiterer Überbrückungshilfen für besonders betroffene Branchen.
„Gut die Hälfte der hessischen Betriebe blickt mit Sorge auf die Entwicklung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. In der aktuellen Situation sollte die Landes- und Bundespolitik dringend auf weitere Belastungen für die Wirtschaft verzichten. Bürokratische Gesetzesvorhaben wie das Unternehmensstrafrecht oder das Lieferkettengesetz sowie Gedankenspiele zu höheren Steuern helfen der hessischen Wirtschaft jedenfalls nicht weiter“, meint HIHK-Geschäftsführer Lippmann.
Hintergrund: Der Hessische Industrie- und Handelskammertag informiert in seinen Konjunkturberichten dreimal jährlich über die aktuelle Lage der hessischen Unternehmen und deren Erwartungen bezüglich der Entwicklung von Geschäftslage, Investitionen und Beschäftigung. Die Daten basieren auf den Angaben von rund 2.600 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungssektor, die in Bezug auf Branche, Größe und Standort einen repräsentativen Querschnitt der Wirtschaft des Landes abbilden.