Hessische Exportwirtschaft stabilisiert sich in Corona-Jahr

Dank Branchenmix und guten Geschäften in Asien und USA

29. Dezember 2020 - Hessens Betriebe haben im Corona-Jahr etwa sieben Prozent weniger exportiert als im Vorjahr. Das meldet der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) und beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Die Exportzahlen liegen bis einschließlich Oktober vor und ließen laut HIHK eine erste belastbare Prognose für das Gesamtjahr zu.
„Angesichts der historischen und weltweiten Krise hat sich Hessens Exportwirtschaft wacker geschlagen. Sie konnte die Folgen der Corona-Krise vor allem aufgrund ihres besonderen Branchenmix etwas besser abfedern als andere Bundesländer“, so die Einschätzung von Dr. Jürgen Ratzinger, Federführer International beim HIHK. Ein Drittel der hessischen Lieferungen ins Ausland entfielen auf chemische und pharmazeutische Erzeugnisse.
Im April und Mai waren die Geschäfte vieler Exporteure in Hessen um jeweils 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Danach kam es zu einer schrittweisen Normalisierung im Außenhandel. Ab dem Spätsommer haben Hessens Betriebe fast wieder so viel exportiert wie im Vorjahr. „Der Export ist für das Wohl der hessischen Wirtschaft entscheidend. Mehr als die Hälfte ihres Umsatzes erwirtschaftet die hessische Industrie im Ausland“, so Ratzinger weiter.

Auslandsmärkte im Vergleich

„Die Zuwächse im Asien-Pazifik-Geschäft und der stabile Export in die USA haben die hessischen Exporteure vor größeren Verlusten bewahrt“, kommentiert Ratzinger. Die Lieferungen nach China legten im Zeitraum Januar bis Oktober um 3 Prozent zu, nach Taiwan um 15 Prozent. Die Exporte nach Australien wuchsen sogar um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau. Die Lieferungen in den wichtigen US-Markt lagen mit einem Minus von gut 1 Prozent fast auf Vorjahresniveau.
Auf vielen europäischen Absatzmärkten waren hingegen starke Verluste zu verzeichnen. Die Lieferungen nach Italien gingen von Januar bis Oktober um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück, nach Frankreich um 14 Prozent, nach Spanien und Tschechien sogar um jeweils 22 Prozent. Auf der anderen Seite nahm Polen 7 Prozent und Österreich 3 Prozent mehr hessische Waren ab.

Branchen im Detail

Die pharmazeutische Industrie konnte das Vorjahresniveau halten und trug somit zur Stabilisierung der hessischen Exporte insgesamt bei. Die Chemie hingegen verzeichnete im Zeitraum Januar bis Oktober einen Rückgang der Exporte um knapp 8 Prozent und lag damit im Durchschnitt der hessischen Ausfuhren. Einen positiven Impuls gab der Export von Metallen, der gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als 50 Prozent zulegte, bei einem Anteil an den Gesamtexporten von 9 Prozent. 
Exportrückgänge gab es in den Branchen Maschinenbau (minus 11,5 Prozent), Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse (minus 27 Prozent), elektrische Ausrüstungen (minus 13 Prozent) und Kraftfahrzeuge/Teile (minus 17 Prozent). Bundesweit ist der Exportrückgang bei den Kraftfahrzeugen mit einem Minus von 21 Prozent noch etwas höher. 
Hintergrund: 

Das verarbeitende Gewerbe in Hessen erzielt rund 55 Prozent seines Gesamtumsatzes im Ausland. Auch der Handel und der Dienstleistungssektor sind stark international ausgerichtet. Pro Jahr exportieren hessische Unternehmen Waren im Wert von rund 64 Milliarden Euro.

Hessens wichtigste Exportpartner waren von Januar bis Oktober 2020 der Reihenfolge nach die USA, Frankreich, China, das Vereinigte Königreich und Polen. Die meisten Auslandswaren wurden der Reihenfolge nach aus den USA, China, der Schweiz, Frankreich und Belgien nach Hessen eingeführt.