Aktuelle Corona-Umfrage: Die Hälfte der hessischen Betriebe verschiebt oder streicht Investitionen

20. November 2020

Die Hälfte der hessischen Betriebe verschiebt oder streicht Investitionen infolge der Corona-Krise. Jedes vierte Unternehmen plant einen Stellenabbau, im Gastgewerbe sogar 7 von 10 Betrieben. Das geht aus den Antworten von mehr als 1.100 hessischen Unternehmen auf eine aktuelle Umfrage hervor, die der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) heute in Wiesbaden veröffentlicht hat.
Demzufolge hat jedes dritte hessische Unternehmen in diesem Jahr einen Umsatzrückgang von mehr als 25 Prozent zu verkraften. Jedes vierte Unternehmen beklagt aktuell Liquiditätsengpässe. Eine drohende Insolvenz sehen 8 Prozent der befragten hessischen Betriebe auf sich zukommen. Im Gastgewerbe und der Reisewirtschaft fürchten sogar mehr als 20 Prozent das wirtschaftliche Aus.
Zwar bewerten 42 Prozent der befragten hessischen Betriebe ihre Finanzlage als gut. Dies spricht laut HIHK für die Widerstandskraft der hessischen Wirtschaft und die Wirksamkeit der Hilfsmaßnahmen. Doch auch vier von zehn hessische Betriebe nehmen staatliche Hilfen in Anspruch, vor allem das Kurzarbeitergeld. „Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen kommen an, können das ausfallende Wirtschaften aber nur in Teilen kompensieren. Staatshilfen halten über Wasser, geben aber keine Zukunft. Alle Hilfsprogramme können das tatsächliche Wirtschaften nicht ersetzen“, sagte Robert Lippmann, Geschäftsführer des HIHK.
„Angesichts der derzeitigen Lage befürchten wir einen Investitionsstau. Ein langer Lockdown oder ein Start-Stopp-Modus würde damit nicht nur die Konjunktur belasten, sondern auch die Zukunftsfähigkeit der hessischen Wirtschaft. Zudem sind ausbleibende Investitionen für Hessens Kommunen und die Steuerbasis kritisch“, so Lippmann weiter.
Die im Juni begonnene Entspannung der wirtschaftlichen Situation erreiche nicht alle Unternehmen gleichermaßen: Jedes zweite hessische Unternehmen verzeichnet aktuell weniger Nachfrage. Jeder vierte Betrieb steht komplett oder in wesentlichen Teilen still. Ebenso viele Unternehmen beklagen ausfallende oder fehlende Mitarbeiter. Mit Blick auf die noch kommenden Wintermonate seien dies alarmierende Zeichen, meint Lippmann.
Von der Politik wünschen sich Hessens Betriebe neben finanziellen Maßnahmen eine zukunftsorientierte Rahmensetzung. 60 Prozent der Betriebe fordern Bürokratieentlastung. Jedes dritte Unternehmen möchte, dass die Politik die Digitalisierung vorantreibt. Auch, weil Hessens Unternehmen selbst beim Thema Digitalisierung Schwung nehmen. Knapp 30 Prozent befürworten ein generelles staatliches Konjunkturprogramm sowie eine Ausweitung des steuerlichen Verlustrücktrages. Ein in Zeitraum und Höhe ausgeweiteter Verlustrücktrag könne Unternehmen dringend erforderliche Liquidität beschaffen. Zudem hätte er laut HIHK den Vorteil, einerseits branchenübergreifend zu sein und andererseits dort zu wirken, wo eigentlich leistungsfähige Betriebe tatsächlich Verluste erlitten.
Hintergrund: Thema der Umfrage: Aktuelle und erwartete Auswirkungen des Corona-Virus COVID-19 auf die Unternehmen in Hessen. Befragungszeitraum: 16. bis 20. November 2020. Befragte: Mitgliedsunternehmen der hessischen Industrie- und Handelskammern (IHKs). Antwortende: 1.158 Unternehmen.