Energiekrise: HIHK zu möglichem Gas-Stopp aus Russland

31. März 2022 - Hessens Wirtschaft blickt mit großer Sorge auf einen möglichen Gas-Stopp aus Russland. Der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) weist darauf hin, dass verfügbares und bezahlbares Erdgas für das produzierende Gewerbe in Hessen enorm wichtig sei. 31 Prozent der von der Industrie verwendeten Energie entfalle auf Erdgas. Es komme in den unterschiedlichsten Betrieben zum Einsatz, vor allem in den Industriezweigen Chemie, Metall, Zement, Glas und Keramik, aber auch in der Kunststoff-, Lebensmittel- und Textilindustrie. Das Gas werde zum Schmelzen, Glühen, Härten, Verformen und für weitere Prozesse eingesetzt. Auch in anderen Bereichen sei der Energieträger kurzfristig kaum oder schwer zu ersetzen: Zum Beispiel im Handel und für Dienstleister. Hier sei Erdgas mit über 50 Prozent Wärmelieferant Nummer eins - für Büros, Restaurants, Hotels, Großbäckereien und viele mehr.
„Mögliche Einsparpotenziale haben die meisten Unternehmen längst ausgereizt. Bleibt für Industriebetriebe das Gas aus, gibt es nicht viele Lösungsmöglichkeiten. Sie müssten ihren Wirtschaftsbetrieb herunterfahren oder vorübergehend einstellen – mit entsprechenden Folgen für Beschäftigung und Unternehmenssicherheit“, so Frank Aletter, Geschäftsführer des HIHK. Gleichzeitig gebe es auch Stimmen in der Unternehmerschaft, die aus humanitärer Verantwortung schon jetzt komplett auf Energielieferungen aus Russland verzichten wollen. Auch und gerade, wenn das materiellen Verzicht und deutliche Wohlstandsverluste hier in Hessen bedeuten würde. 
„Ein Lieferstopp für russisches Erdgas hätte im Laufe der kommenden Monate massive Folgen für die Wirtschaft in Hessen. Viele Unternehmen könnten von Abschaltungen betroffen sein. Zahllose Wertschöpfungsketten könnten instabil werden. Wenn zum Beispiel ein Unternehmen keinen Kunststoff produzieren kann, fehlen diese Vorprodukte in der Fertigung von Lebensmittelverpackungen oder von Medizinprodukten. Neben den Gaspreisen würden auch die Strompreise stark steigen. Denn Erdgas macht immerhin 16 Prozent an der Bruttostromerzeugung aus. Damit wären auch Unternehmen und Verbraucher in Hessen betroffen, die kein oder nur wenig Gas einsetzen“, so Aletter weiter.
Mit Blick auf die Landtagsdebatte zur Energiepolitik merkte der HIHK an, dass die Diversifizierung der Lieferanten und Energiequellen richtig sei, aber zumeist erst mittelfristig wirken könne. Der weitere Ausbau erneuerbarer Energien sei darüber hinaus wichtig, werde aber erst langfristig zur Entspannung beitragen können. Das angekündigte Entlastungspaket der Bundesregierung müsse schneller kommen. Der HIHK sehe zudem weiteres Entlastungspotenzial für die von den hohen Energiekosten betroffenen Betriebe und Verbraucher.