Konjunktur in Hessen: Die Stimmungsaufhellung bleibt aus

Wiesbaden, 7. Februar 2024

Die Stimmung der hessischen Wirtschaft bleibt gedrückt: Im Vergleich zur Vorumfrage hat sich der Geschäftsklimaindex nur geringfügig verändert und steigt nur unwesentlich von 91 auf 92 Punkte. Er bleibt damit konstant auf geringem Niveau, und weiterhin unterhalb der 100 Punkte-Grenze, welche das positive vom negativen wirtschaftlichen Umfeld abgrenzt.

Ein ähnliches Bild zeichnet auch die Bewertung der aktuellen und erwarteten Geschäftslage. Der Lagesaldo verbleibt bei fünf Punkten. Im Hinblick auf die Geschäftserwartungen entwickelt sich der Saldo in die richtige Richtung, verbleibt aber im negativen Bereich. Er verbessert sich von minus 21 auf minus 19 Punkte. 
Innerhalb der betrachteten Branchen beurteilen die Unternehmen die Situation sehr unterschiedlich:
Die Industrie erholt sich leicht und legt beim Geschäftsklimaindex um sechs Punkte auf 89 Indexpunkte zu. Auch das Baugewerbe sieht nun positiver in die Zukunft. Die verbesserten Erwartungen sorgen für einen Anstieg des Geschäftsklimaindex um sechs auf nun 81 Punkte. Der Handel hat es nach wie vor schwer. Der Geschäftsklimaindex verändert sich kaum von 81 auf 82 Punkte. Die stagnierende Inlandsnachfrage verhindert eine aufhellende Stimmung. Auch im Dienstleistungssektor ist wenig Bewegung zu beobachten. Als einzige betrachtete Branche liegt diese noch im Wachstumsbereich mit 102, zuvor 103, Punkten.
Die sich etwas stabilisierenden Erwartungen haben Einfluss auf die Investitions- und Beschäftigungsplanungen der Unternehmen. Der Investitionssaldo verbessert sich über alle Branchen hinweg leicht. Ebenso verhält es sich mit dem Beschäftigungssaldo.
Neuer Spitzenreiter bei den Risiken sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (60 Prozent), die im Vergleich zur Vorumfrage im Herbst nochmals um 4 Prozentpunkte zugelegt haben – dicht gefolgt von der schwächelnden Inlandsnachfrage (57 Prozent). Prozentual leicht zurückgegangen sind die Risiken des Fachkräftemangels und der Energie- und Rohstoffpreise (jeweils 53 Prozent). Die Unternehmen kreuzen von den acht zur Auswahl stehenden Risiken mehr an als zuvor.  Diesen Trend konnten wir bereits im Herbst ablesen und er setzt sich weiter fort. Aus der Vielzahl genannter Risiken lässt sich ableiten, dass die Unternehmen aktuell stark verunsichert sind und nur wenige Branchen positive Erwartungen haben. 

„Dass die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen das unternehmerische Engagement ausbremsen und der Wirtschaftsstandort Deutschland durch eine Vielzahl an Maßnahmen dringend gestärkt werden muss, das haben erst in der vergangenen Woche die DIHK sowie BDI, BDA und ZDH in einem gemeinsamen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz formuliert. Erfolgreiches Unternehmertum braucht Stabilität und Planungssicherheit, und muss darauf vertrauen können, dass die politischen Entscheider die Nöte der Wirtschaft im Blick haben. Durch die Arbeit des Zukunftsrat Wirtschaft wurden diese im Koalitionsvertrag der neuen Hessischen Landesregierung verankert. Dem müssen jetzt auch Taten folgen, um den damit gewonnenen Vertrauensvorschuss nicht leichtfertig zu verspielen, und so für die dringend benötigte Stimmungsaufhellung der hessischen Wirtschaft zu sorgen“, so Frank Aletter, Geschäftsführer des Hessischen Industrie und Handelskammertags e. V. 
Hintergrund: 
Der Hessische Industrie- und Handelskammertag informiert in seinen Konjunkturberichten dreimal jährlich über die aktuelle Lage der hessischen Unternehmen und deren Erwartungen bezüglich der Entwicklung von Geschäftslage, Investitionen und Beschäftigung. Die Daten basieren auf den Angaben von rund 2.500 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Bau, Handel und Dienstleistungssektor, die in Bezug auf Branche, Größe und Standort einen repräsentativen Querschnitt der Wirtschaft des Landes abbilden. Die Befragung wurde im Zeitraum vom 2. bis 22. Januar 2024 durchgeführt.
Weitere Ergebnisse, auch aus den einzelnen Branchen, werden im detaillierten HIHK-Konjunkturbericht veröffentlicht, den wir hier in Kürze veröffentlichen.