Konjunktur in Hessen: Industrie hält Wirtschaft in der Spur

3. Februar 2021

Die Konjunktur in Hessen stemmt sich gegen die Corona-Krise. Während sich die Geschäftslage insgesamt leicht verbessert, sinken die Erwartungen für die kommenden Monate. Der Geschäftsklimaindex liegt bei 94 Punkten und damit weiterhin unterhalb der 100-Punkte-Marke, die den Übergang zwischen negativer und positiver Gesamtstimmung markiert. Das geht aus dem jüngsten Konjunkturbericht des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK) hervor. Der Bericht basiert auf den Antworten von rund 2.600 hessischen Unternehmen, die in Bezug auf Branche, Größe und Standort einen repräsentativen Querschnitt der Wirtschaft des Landes abbilden. Die Befragung fand von Mitte Dezember bis Mitte Januar statt.
„Vor allem Hessens Industrie hält die Gesamtwirtschaft in der Spur, trotz weiter angespannter Beschäftigungs- und Investitionsabsichten. Aber insbesondere im Gastgewerbe, in der Reisewirtschaft und dem stationären Non-Food-Handel sind Lage und Erwartungen besorgniserregend“, sagt Robert Lippmann, Geschäftsführer des HIHK.
Insgesamt wird die derzeitige Geschäftslage von 27 Prozent aller befragten Unternehmen als gut bezeichnet. 45 Prozent sind zufrieden, 28 Prozent bewerten sie als schlecht. Bei den Investitions- und Beschäftigungsplänen bleiben die hessischen Unternehmen krisenbedingt zurückhaltend und weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau. „Unsere Umfrage zeigt, wie robust viele Unternehmen in Hessen sind. Gleichzeitig darf man nicht übersehen: Wem es schlecht geht, dem geht es richtig schlecht. In diesem Umfeld sind Impulse bei Investitionen oder Beschäftigung nicht zu erwarten. Umso wichtiger sind jetzt Perspektiven. Die Politik sollte schnellstmöglich die schrittweise, verantwortbare Öffnung geschlossener Betriebe beginnen“, so Lippmann weiter.
Beim Blick auf die einzelnen Branchen zeigt sich: Die hessische Industrie befindet sich auf Erholungskurs. Der Geschäftsklimaindex, der Lage und Erwartungen zusammenfasst, steigt auf 105 Punkte in den positiven Bereich. Dagegen sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie mittlerweile in der Bauwirtschaft angekommen. Während die Geschäftslage noch vergleichsweise positiv bewertet wird, sinken die Geschäftserwartungen im Bau deutlich. Der Handel gibt ein geteiltes Bild ab. Während 28 Prozent von einer guten Geschäftslage berichten, bewerten 32 Prozent der Unternehmen die aktuelle Situation als schlecht. Die Geschäftserwartungen im Handel sacken dagegen nach einer moderaten Erholung im Herbst auf jetzt minus 25 Punkte deutlich in den negativen Bereich. Bei den Dienstleistern scheint der Tiefpunkt vorerst überwunden. Hier steigt der Geschäftsklimaindex leicht an, bleibt aber vom Vorkrisenniveau noch weit entfernt.
„Die Betriebsschließungen und Kaufkraftverluste durch Kurzarbeit und steigende Arbeitslosigkeit bereiten Hessens Unternehmen Sorgen. Gut 60 Prozent sehen in einer schwachen Inlandsnachfrage das zentrale Risiko. Mehr als jeder zweite Betrieb sieht zudem Risiken in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. In der aktuellen Situation sollte die Landes- und Bundespolitik dringend auf weitere Belastungen für die Wirtschaft verzichten. Bürokratische Gesetzesvorhaben wie das Unternehmensstrafrecht oder das Lieferkettengesetz sowie Gedankenspiele zu höheren Steuern helfen der hessischen Wirtschaft jedenfalls nicht weiter. Stattdessen wäre die Ausweitung des Verlustrücktrags längst angezeigt“, meint HIHK-Geschäftsführer Lippmann.
Hintergrund: Der Hessische Industrie- und Handelskammertag informiert in seinen Konjunkturberichten dreimal jährlich über die aktuelle Lage der hessischen Unternehmen und deren Erwartungen bezüglich der Entwicklung von Geschäftslage, Investitionen und Beschäftigung. Die Daten basieren auf den Angaben von rund 2.600 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungssektor, die in Bezug auf Branche, Größe und Standort einen repräsentativen Querschnitt der Wirtschaft des Landes abbilden. Die Befragung fand vom 15. Dezember 2020 bis zum 18. Januar 2021 statt.